Retrospektive Michelangelo Antonioni
Michelangelo Antonioni (1912–2007) war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Autoren des modernen Films. Er hat wie wenige andere Regisseure die Kinematografie erneuert, geprägt und verändert. Mit seinen Filmen hat er die Möglichkeiten des filmischen Erzählens, der Darstellung von Filmzeit und die Bildkomposition neu definiert und damit Publikum und Kritik herausgefordert und begeistert. In einer umfangreichen Retrospektive zeigte das Filmhaus 15 Arbeiten des italienischen Regisseurs aus den Jahren 1943–1982 in der untertitelten Originalfassung.
Geboren 1912 als Sohn eines Gutsbesitzers in Ferrara, wuchs Michelangelo Antonioni in einem bürgerlichen Elternhaus auf. Er studierte Volkswirtschaft in Bologna, wo er in einer studentischen Theatergruppe mitwirkte, die auch seine eigenen Stücke aufführte. Ab 1936 schrieb Antonioni Film- und Theaterkritiken, Anfang der 40er Jahre begann er eigene dokumentarische Kurzfilme zu drehen sowie als Assistent bei den Filmen anderer Regisseure mitzuwirken. Seinen ersten Spielfilm CHRONIK EINER LIEBE konnte er 1950 realisieren. Der künstlerische Durchbruch gelang 1955 mit DIE FREUNDINNEN, internationale Bekanntheit und die Positionierung mit klarer Handschrift erreichte Antonioni 1960 mit L’AVVENTURA, der beim Festival von Cannes den Spezialpreis der Jury erhielt und wegen des Verzichts auf eine dramaturgisch schlüssige Geschichte das Publikum polarisierte. Mit diesem und den folgenden Filmen DIE NACHT, LIEBE 1962 und DIE ROTE WÜSTE, die zusammen die sogenannte italienische Tetralogie bilden, avancierte Antonioni innerhalb von vier Jahren zum meistdiskutierten Künstler des internationalen Films.
Die internationale Karriere Antonionis ab Mitte der 60er Jahre mit seinem größten Erfolg BLOW UP (1966) sowie ZABRISKIE POINT (1970) und BERUF: REPORTER (1975) führte den Regisseur noch unmittelbarer an die junge Gegenwartskultur heran. Mit IDENTIFIKATION EINER FRAU (1982) kehrte Antonioni nach fast 20 Jahren Abwesenheit nach Italien zurück. Der Film wurde seine letzte alleinige Regiearbeit. Nach einem Schlaganfall im Jahr 1985 blieben sein Sprachzentrum und seine rechte Körperseite gelähmt. Michelangelo Antonioni starb am 30. Juli 2007 im Alter von 94 Jahren in Rom.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Istituto Luce – Cinecittà, Rom.