Ein Fall für den Henkerslehrling
»'Sollte sich Jonathan Swift wegen dieses Films in seinem Grab umdrehen, bitte ich seine Landsleute um Vergebung', entschuldigt sich Regisseur Pavel Juráček nach der Ankündigung, dass sein Film das Kapitel Reise nach Laputa und Balnibarbi aus Swifts 'Gullivers Reisen' zeitgenössisch adaptiert. Die Handlung beginnt jedoch eher wie ein Zitat aus Lewis Carrolls 'Alice im Wunderland': Der Protagonist Gulliver wird durch Umleitungsschilder immer tiefer in einen Wald geführt, sein Auto scheint sich sogar selbstständig zu machen. Schließlich findet er ein gut gekleidetes Kaninchen mit einer Taschenuhr. In zwölf Kapiteln erzählt Jurácek von der trostlosen Kleinstadt Balnibarbi, die von der schwebenden Insel Laputa aus regiert wird. Von Zeit zu Zeit schiebt sich Laputa vor die Sonne und die Bewohner*innen von Balnibarbi müssen im Dunkeln leben. Gulliver gelangt auf die schwebende Oberwelt, kann aber den König nicht finden – der arbeitet als Portier im Hotel Carlton in Monte Carlo. Bei aller Absurdität des Lebens in den beiden Städten, bei aller Beunruhigung durch das allgemeine Misstrauen und trotz des Titels, der auf eine Hinrichtung anspielt, ist der Film weder düster noch pessimistisch. 'Ich habe versucht, einen Film zu drehen, der selbst eine Welt darstellt, eine Welt von Träumen. Von Träumen, nicht von Fluchten'. (Pavel Jurácek).« Stephan Ahrens
Dieser Meilenstein der tschechoslowakischen Filmgeschichte ist Pavel Juráceks Vermächtnis. Nach wenigen Aufführungen wurde der Film, der zahlreiche Anspielungen auf die Absurditäten des Lebens in einem besetzten Land enthält, verboten und konnte erst nach der »sanften Revolution« von 1989 wieder gezeigt werden. Jurácek wurde mit einem Arbeitsverbot bestraft und später in die Emigration getrieben.
Originaltitel: Případ pro začínajícího kata
Land: Tschechoslowakei
Jahr: 1970/1990
Regie: Pavel Juráček
mit: Lubomír Kostelka, Klára Jerneková, Pavel Landovský u. a.
Länge: 102 Min.
Sprache: Tschechisch
Sprachformat: Originalfassung mit englischen Untertiteln
FSK: keine Angabe
Eintritt: 8 €
Eintritt ermäßigt: 7 €Schüler*innen, Studierende, Rentner*innen, Menschen mit einem Schwerbehinderten-Ausweis und Gruppen ab 5 Personen
Eintritt ermäßigt: 6 €U25-Tarif (14 bis 24 Jahre)
Eintritt ermäßigt: 5 €Inhaber*innen einer Freundschaftskarte
Eintritt ermäßigt: 4 €Kinder bis 13 Jahre und Inhaber*innen eines Nürnberg-Passes oder Arbeitslosenbescheids
Mehr in dieser Reihe:Nová Vlna – Die Filme des Prager Frühlings
90402 Nürnberg
Öffentliche Verkehrsmittel
barrierefreier Zugang
barrierefreies WC
Aufzug. Für jede Vorstellung sind zwei rollstuhlgerechte Plätze eingerichtet. Reservierungen dafür bitte per E-Mail an: filmhaus@stadt.nuernberg.de