„The world is a stage, the stage is a world of entertainment“. Der Refrain des Songs „That’s Entertainment“ aus einem seiner bekanntesten Filmmusicals, VORHANG AUF! (1953), umschreibt Vincente Minnellis (1903–1986) Vision, die Verschmelzung von Kunst und Leben, von Kunst und Unterhaltung. Minnellis Werk steht beispielhaft für die geglückte Vereinigung von Hoch- und Populärkultur, Autorschaft und Genre innerhalb des Studiosystems Hollywoods. Das Showbusiness war für Vincente Minnelli Tradition und Familienschicksal zugleich. Als Kind von Wanderdarstellern, die mit dem Zelt umherzogen, stand er schon als Dreijähriger mit seinen Eltern auf der Bühne.

Ob die spätere Sesshaftigkeit der Familie in einer Kleinstadt in Ohio das bürgerliche Glück bedeutete, darf angesichts von Minnellis Melodramen, die von der Enge der Provinz und dem Aufbegehren gegen repressive bürgerliche Konventionen handeln, bezweifelt werden. Minnelli besuchte Zeichenkurse am renommierten Art Institute in Chicago, arbeitete als Kostümbildner und Dekorateur an Theatern in Chicago und New York und wurde, 23-jährig, Art Director der Radio City Music Hall in New York. Über den Broadway führte sein Weg 1942 nach Hollywood, wo seine eleganten Filmmusicals mit ihrer Verbindung von Leichtigkeit und Melancholie schnell Erfolg hatten und ihm bei MGM große Freiheit und komfortable Budgets sicherten. Die langjährige Verbindung war der seltene Glücksfall, in dem ein Studioangestellter in Hollywood als auteur agieren konnte. Minnellis Musicals markieren den Übergang vom Revuekino zur Einheit von Handlung, Tanz und filmischer Form. Mit seinem Talent für Innenausstattung, dem Gespür für musikalische Kamerabewegungen und einer brillanten Farbdramaturgie schaffte Minnelli Filme von großer Vitalität und Energie, die ihn, neben Stanley Donen, als Meister des Hollywood-Musicals der 40er und 50er Jahre etablierten.

Weniger im kollektiven Gedächtnis geblieben ist Vincente Minnelli als Regisseur von Melodramen und Komödien, obwohl sein 33 Filme umfassendes Werk zu zwei Dritteln aus Arbeiten dieser Genres besteht. Gerade die ab den 50er Jahren entstandenen Melodramen erhielten im Schatten von Douglas Sirk und Nicholas Ray zu Unrecht weniger Aufmerksamkeit. Die autobiografisch grundierten Filme des bisexuellen Regisseurs thematisieren wiederholt Genderfragen, unterdrückte Sexualität und Doppelmoral und unterlaufen Familienwerte, die sonst von MGM gepflegt wurden. Mehrfach setzte Minnelli sich auch kritisch mit der Illusionsmaschinerie auseinander, drehte komplexe Reflexionen über die Traumfabrik Hollywood. Minnellis Melodramen sind Musicals „turned inside out“; sie zeigen den Mangel an Freiheit, fehlende Möglichkeiten sich zu entfalten innerhalb einer einengenden „Normalität“, den Konventionen des Bürgertums. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist das Verhältnis zwischen Kunst und dem „gewöhnlichen Leben“. Häufig sind die Protagonisten Künstler, die an sich und ihrer Umwelt leiden. VERDAMMT SIND SIE ALLE (1958), Minnellis berühmtestes Melodram, beschreibt exemplarisch das Spannungsfeld zwischen dem Künstler und seinen randständigen Freunden und der bürgerlichen Welt.

Mit dem Ende der Studio-Ära des klassischen Hollywoodkinos endete auch Vincente Minnellis große Zeit. Nach ... DIE ALLES BEGEHREN (1965), seine letzte Großproduktion für MGM, deren freiheitlicher Geist der 60er Jahre bereits auf New Hollywood verweist, konnte Minnelli nur noch zwei weitere Filme realisieren.

Wir präsentierten in einer umfangreichen Retrospektive 17 Filme Vincente Minnellis aus den Jahren 1944 bis 1976, überwiegend Komödien und Melodramen. Da seine wichtigsten Musicals bereits in unserer Reihe mit Hollywood-Musicals vor zwei Jahren gespielt worden waren, beschränkten wir uns in der Retrospektive auf drei Musicalklassiker (die man nicht oft genug sehen kann) und zeigten an den Feiertagen MEET ME IN ST. LOUIS, EIN AMERIKANER IN PARIS und VORHANG AUF! Alle Filme wurden in der amerikanischen Originalfassung gezeigt, größtenteils als rare 35-mm-Kopien.

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Retrospektive Vincente Minnelli

Meet me in St. Louis

Fr / 25.12.2015 / 20:15 Uhr
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Meet me in St. Louis

So / 27.12.2015 / 20:15 Uhr
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Ein Amerikaner in Paris

Sa / 16.01.2016 / 17:00 Uhr
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Ein Amerikaner in Paris

So / 17.01.2016 / 20:15 Uhr
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Ein Amerikaner in Paris

Do / 21.01.2016 / 19:15 Uhr
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Retrospektive Vincente Minnelli

Der unbekannte Geliebte

Do / 07.12.2017 / 19:00 Uhr
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Der unbekannte Geliebte

Fr / 08.12.2017 / 19:00 Uhr
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Madame Bovary

Sa / 09.12.2017 / 19:00 Uhr
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Madame Bovary

So / 10.12.2017 / 17:00 Uhr
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Vater der Braut

So / 10.12.2017 / 19:15 Uhr
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Vater der Braut

Do / 14.12.2017 / 19:15 Uhr
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Retrospektive Vincente Minnelli

Stadt der Illusionen

Fr / 15.12.2017 / 19:00 Uhr
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Die Verlorenen

Sa / 16.12.2017 / 18:45 Uhr
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Stadt der Illusionen

So / 17.12.2017 / 18:00 Uhr
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Zwei Wochen in einer anderen Stadt

So / 17.12.2017 / 20:15 Uhr
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Anders als die Anderen

Di / 19.12.2017 / 19:00 Uhr
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Das Erbe des Blutes

Mi / 20.12.2017 / 18:30 Uhr
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Warum hab´ich ja gesagt?

Do / 21.12.2017 / 19:00 Uhr
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Zwei Wochen in einer anderen Stadt

Fr / 22.12.2017 / 19:15 Uhr
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Das Erbe des Blutes

Sa / 23.12.2017 / 18:30 Uhr