Mit einer Karriere, die sich über vier Jahrzehnte spannt, ist Spike Lee (*1957) eine der Säulen des US-Independentkinos und der wichtigste Protagonist des New Black Cinema. Die große Anerkennung für sein bahnbrechendes Werk ließ jedoch lange auf sich warten. Dass er jüngst mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde (2015 Ehren-Oscar, 2019 bestes adaptiertes Drehbuch für BLACKKKLANSMAN) hielten viele Filmkritiker*innen für überfällig. Diese Entscheidungen der Academy lassen sich nicht getrennt von der politischen Situation in den USA sehen. In Zeiten der Black Lives Matter-Bewegung erhält Spike Lees Kino, das sich von Beginn an mit dem virulenten Rassismus auseinandersetzte, eine neue Relevanz. In der Folge beruft sich eine neue Generation schwarzer Filmemacher*innen wie Jordan Peele, Ava DuVernay oder Barry Jenkins auf Lees Werk. Mit einer Auswahl von acht „Spike Lee Joints“ möchte das Filmhaus nun der Verbindung von Pop und Politik in Lees Filmen nachspüren.

Spike Lee verstand sich schon früh als gewitztes Sprachrohr einer afroamerikanischen Weltsicht, viele seiner Filme fungieren aber ebenso als Stichwortgeber für die Diskussionen innerhalb der Black Community. Als DO THE RIGHT THING 1989 in den USA in die Kinos kam, blieb das Publikum vielerorts nach dem Abspann sitzen und debattierte erhitzt über den Film. SHE’S GOTTA HAVE IT (1986) stellt eine selbstbestimmte Frauenfigur in den Mittelpunkt, in JUNGLE FEVER (1991) werden Separatismus und schwarzer Rassismus ans Tageslicht gebracht, CLOCKERS (1995) demaskiert die romantischen Klischees, die der Siegeszug des Gangsta-Rap über Drogengangs popularisierte. Doch selten greift Lee – anders als bei öffentlichen Auftritten – auf puren Agitprop zurück, das Diskursive setzt sich in der filmischen Form fort. Elemente aus Genrefilm, Slapstick und Melodram, Samples aus Filmgeschichte und Popkultur, episodenhafte Erzählweisen und ausgeklügelte Dialoge – unter der bunten Oberfläche entwickeln Spike Lee Joints eine komplexe Tiefe. In Verbindung mit ungewöhnlichen Stilmitteln, u. a. dem zum Markenzeichen gewordenen Double Dolly Shot, trägt Lees Werk durch und durch die Handschrift eines Autorenfilmers. 

Begleitend zu den Filmen boten wir am 14.6.2019 ein abendfüllendes Rahmenprogramm. Neben einem Screening der ersten Staffel der TV-Serie NOLA DARLING (2017), die an Lees Debüt SHE’S GOTTA HAVE IT anknüpft, gab es eine Party mit Soul, Funk, R&B und HipHop in der Kantine beim Künstlerhaus. Denn nicht zuletzt brillieren Spike Lees Filme durch Soundtracks mit Musik von u. a. Prince, Public Enemy, Stevie Wonder, Erykah Badu oder The Roots.