Mit nur drei Filmen verschaffte sich die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel in den Nullerjahren den Ruf einer herausragenden Stimme des lateinamerikanischen Kinos. Ihre Filme wurden vielfach prämiert und finden sich in vielen Bestenlisten (u. a. Top 10 beste lateinamerikanische Filme des 21. Jahrhunderts). Wir zeigen zum Start ihres neuen Filmes ZAMA ihre ersten drei Spielfilme in wunderbaren 35-mm-Kopien!

Lucrecia Martel wurde 1966 in Salta im Norden Argentiniens geboren. Sie studierte Film an der Avellaneda Experimental (AVEX) und der Escuela Nacional de Experimentación y Realización Cinematográfica (ENERC) in Buenos Aires. Nach einer Reihe von Kurzfilmen begann sie, Dokumentationen fürs Fernsehen zu drehen. Für ihr Drehbuch zu DER MORAST (2001) erhielt sie den Sundance Filmmakers Award und bei der Berlinale 2001 den Alfred-Bauer-Preis für das beste Debüt.

Schon DER MORAST kam einem Donnerschlag gleich und rüttelte die verstaubte Filmlandschaft Südamerikas auf. Gleich mit der ersten Sequenz krempelte die Regisseurin das Kino in der Tradition des argentinischen Costumbrismo um, verortete sich damit selbst und erschuf einen neuartigen Ort, einen völlig anderen Raum. Ihre Art des politischen Engagements manifestierte sich eher in der Gestaltung einer anderen Sprechweise, anderer Sprachen, anderer filmischer Ausdrucksweisen. Auch in ihren folgenden Filmen DAS HEILIGE MÄDCHEN (2004) und DIE FRAU OHNE KOPF (2008) sezierte sie die argentinische Mittelschicht und wurde dafür international begeistert gefeiert. Ihre Filme wurden unter anderem in Cannes, Berlin, Venedig, Toronto, New York, Sundance und Rotterdam gezeigt. Trotzdem sollte es zehn Jahre dauern, bis sie ihren aktuellen Film ZAMA (2017) fertigstellen konnte. Für die Verfilmung von Antonio Di Benedettos grandiosem Roman „Zama“ verließ sie zum ersten Mal die argentinische Gegenwart um sich der kolonialen Vergangenheit des Landes zuzuwenden. Herzlichen Dank an Arsenal Berlin und Grandfilm Nürnberg für die Unterstützung bei der Werkschau.