Edgar Reitz ist einer der bedeutendsten deutschen Filmregisseure. Diesem großen Meister der Erzählkunst widmet das Filmhaus nun eine umfassende Werkschau, mit der erstmals nahezu das komplette filmische Schaffen des Regisseurs in einer Retrospektive zusammengefasst und in neuen restaurierten und digitalisierten Fassungen präsentiert wird.

Mit seinen international gefeierten HEIMAT-Chroniken hat Edgar Reitz ein filmisches Epos geschaffen, das seinesgleichen sucht. Er hat damit nicht nur Filmgeschichte geschrieben, sondern gehört auch zu den großen Erzählern deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert. Wohl jeder kennt die Familie Simon aus dem Hunsrück, die Reitz in seinem ersten HEIMAT-Zyklus porträtiert hat. Viele Zuschauer konnten sich mit dem Schicksal dieser Familie identifizieren. HEIMAT war Mitte der 80er Jahre eine der erfolgreichsten Filmreihen, auch international, und wurde mit vielen Preisen geehrt. Es folgten DIE ZWEITE HEIMAT, ein Rückblick in die bewegten 60er- und 70er Jahre, und HEIMAT 3, die die jüngste Episode deutscher Geschichte mit dem Mauerfall und der Immigration von Ost nach West thematisiert. 2012 realisierte Reitz dann den großen Kinofilm DIE ANDERE HEIMAT über die Auswanderung der Hunsrücker nach Brasilien im 19. Jahrhundert.

Sein Werk umfasst mehr als 40 Dokumentar- und Spielfilme, darunter MAHLZEITEN, der 1967 als bestes Erstlingswerk auf den Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet wurde, DIE REISE NACH WIEN (1973), STUNDE NULL (1977) und DER SCHNEIDER VON ULM (1978). Edgar Reitz war Unterzeichner des Oberhausener Manifests von 1962, ein wegbereitendes Ereignis in der bundesdeutschen Filmgeschichte. Junge Filmschaffende proklamierten: „Papas Kino ist tot“ und forderten ein neues, selbständiges und von der Förderung nicht gegängeltes Kino. Dabei stand das Konzept des Autorenfilms im Vordergrund, das Edgar Reitz in den Folgejahren entscheidend mitprägte. Zusammen mit Alexander Kluge gründete er 1967 das Institut für Filmgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, wo beide auch lehrten.

Edgar Reitz ist auch als Produzent und Autor tätig. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. Texte und Essays zur Theorie und Ästhetik des Films sowie gestaltete Fotobücher und literarische Fassungen seiner Filme. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet sowie mit dem bedeutendsten italienischen Filmpreis, Premio David di Donatello, dem britischen BAFTA-Fernsehpreis und dem Silbernen Löwen in Venedig.

Die große Werkschau bietet vom 5. Januar bis 4. März die Gelegenheit, die Filme von Edgar Reitz zu erleben und (wieder) zu entdecken. Darunter befinden sich Schätze wie frühe Kurzfilme oder die frechen GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND (1971/2017), die heute wie damals als Kneipenkino vorgeführt werden: Die Zuschauer können sich aus einer „Film-Speisekarte“ das Programm selbst zusammenstellen.

Die große Werkschau wird mit Diskussionen und Vorträgen begleitet, Edgar Reitz wird viele Programmpunkte selbst vorstellen und für Gespräche mit dem Publikum zur Verfügung stehen. Darüber hinaus freuen wir uns auf weitere Gäste, wie die Regisseurin Ula Stöckl, die Schauspieler Hannelore Elsner, Hannelore Hoger, Henry Arnold, Marita Breuer, Salome Kammer und Tilo Prückner, den Filmwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Koerber und viele andere.

Die Schauspielerin Patricia Litten wird die Werkschau begleiten und die Veranstaltungen moderieren. Falls Sie also einen Termin der Heimat-Trilogie versäumen sollten, wird sie Patricia Litten auf dem Laufenden halten und vor jeder Episode das Geschehene zusammenfassen.
 

 

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