Das Theater 4 präsentiert "Maulwürfe" - Eine Filmreihe nach Günter Eich

Avatar of Stephanie BraunStephanie Braun - 25.01.2021 - Baustelle, Ein Haus, viele Gesichter

#1: "Bevor Störtebeker stolpert"

"Vertrieben von Willkür, Gewalt und Armut. Einen unmenschlichen Weg übers Meer bewältigt. Die Kinder im Arm. Jetzt knien sie hilflos, sprachlos und ohnmächtig und warten auf eine Entscheidung über Leben und Tod..."

#2: "Hausgenossen"

"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Bei Mama überlebt nur der Stärkere, Papas Liebe gilt der Steuererklärung. Und zwischendrin immer schön feucht rauswischen."
 

#3: "Candide"

"Tipps zum positiven Denken: Glaube an dich selbst, das Glas ist halbvoll, schreibe ein Glückstagebuch, lächle, umgib dich mit positiven Menschen, freue Dich an den kleinen Dingen, an den ganz kleinen Dingen, an den winzig-kleinen Dingen, an den so verfickt kleinen Dingen, verfickt kleinen Drecks-Dingen. Freue Dich, verdammt nochmal, Du hast keine Wahl, Candide!"

#4: "Ein Tibeter in meinem Büro"

Das ergibt alles keinen Sinn. Die Zusammenhänge, die man eben noch glaubte zu verstehen, zersplittern. Alles fällt auseinander. Je länger man über die Welt nachdenkt, wie sie sich in der Erinnerung, in vermeintlichem Wissen und den eigenen Einsichten spiegelt, desto mehr zersetzen sich belastbare Regeln und Orientierung. Alles ist relativ. Schlimmer, vieles ist instrumentalisiert und Werkzeug von Macht und Gewalt.
Es droht cerebrale Anarchie, die stärker ist als jede Registratur. Da trösten auch das Frühstücksgulasch und die Erinnerungen an Ferien in Hilpoltstein nicht.

Türe zu!

Die Hintergründe

Das Theater4 ist ein bisschen unglücklich: Das Künstlerhaus, seine geliebte Spielstätte, seine künstlerische Heimat wird aktuell bekanntermaßen einer gründlichen Generalsanierung unterzogen. Aufgrund dieses laufenden sogenannten dritten Bauabschnitts des Künstlerhauses musste auch die freie Theatergruppe Theater 4 vorübergehend anderweitig unterkommen. Als der vorläufig letzte Vorhang im Festsaal des Künstlerhauses fiel, erschien es dem Theater 4 erst einmal unmöglich, ohne der besonderen Aura dieses Spielortes Theater zu machen. "Es lebt eben ein ganz besonderer Geist der Kunst in diesem Gebäude", so Reinhard Weirauch (Theater 4). "Ein unangepasster Geist, ein Geist, der etwas will, der wirkt, der nicht gefällig oder eitel ist, der keinen Elfenbeinturm kennt, einer, der anpackt, ein Geist, der sich ebenso verweigert, wie er verändern will, einer der sich mit kleinerer Kunst sehr wohl fühlt, aber dennoch pfeifend querbeet durch die große stapft".

Diesem Geist wollte die Theatergruppe in den langen Jahren der Einsamkeit nun ein bisschen zur Seite stehen und aus seiner Gesellschaft selbst ein wenig Kraft schöpfen. Daher beschloss die Gruppe, kleine, große, theatrale Gedankenfilme mit kurzen Texten zwischen Lyrik und Prosa mitten in der Baustelle des Künstlerhauses zu drehen. Auf diese Weise hoffen die Kreativköpfe des Theater 4, "den Geist des Künstlerhauses zu beschwören, auf dass er die schwere Zeit unbeschadet übersteht". Und um dieses Vorhaben zu unterstützen, bieten wir den Maulwürfen hier auf unserem Blog eine Plattform.

So entstand sie also, die Filmreihe „Maulwürfe“ nach Günter Eich. Maulwürfe sind zwar fleißige Bauarbeiter, aber zugleich auch schädlich und der Feind allzu glatter Rasenflächen: Über ihren Gängen sterben die Gräser ab, in ihren Gängen rennen sie einem Gedanken nach, manche von ihnen schleudern Ratten hoch.

Drei Maulwürfe wurden nun also bereits ausgewildert. Und, habt ihr euch getraut, ihnen in ihre unterirdischen Gänge zu folgen?

 

 

Ein Dank geht an dieser Stelle raus an Reinhard Weirauch und die gesamte Theatergruppe für die Bereitstellung von Text und Bildern sowie den künstlerischen Input der Filmreihe "Maulwürfe"!

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