Archäologische Grabungen auf dem Residenzplatz

Think-Tank auf geschichtsträchtigem Boden

von Petra Henseler - 10.6.2022

Neumarkt - Dem Rohbau der Hochschule am Residenzplatz in Neumarkt, der gerade fertiggestellt und Richtfest gefeiert wurde, gingen umfangreiche archäologische Grabungen voraus. Zu den 1500 Befunden aus dem Untergrund gehören hölzerne Pfähle, Keramik und eine steinerne Geschützkugel.

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Bei den Grabungen wurden in der Mehrzahl Alltagsgegenstände gefunden.

Ihm hätte bestimmt gefallen, was gerade unweit seiner letzten Ruhestätte entsteht: Otto II. von Pfalz-Mosbach-Neumarkt, dem einzigen Pfalzgrafen, der in Neumarkt begraben liegt und dessen Totenschild aus dem Jahr 1499 bis zum 10.07 im Stadtmuseum ausgestellt ist, war die Wissenschaft wichtiger als der Fortbestand seiner Dynastie. Trotz klammer Kassen ließ der auch als „Otto Mathematicus“ bekannte Enkel König Ruprechts von der Pfalz am Neumarkter Schloss einen Turm errichten, in dem er sich seinen Studien und vor allem der Sternenbeobachtung widmen konnte.

Im Fokus der vom Wintersemester 2024/25 an im Hochschulneubau stattfindenden Lehrveranstaltungen stehen hingegen unser Heimatplanet und seine Ressourcen. Der Bachelorstudiengang „Management in der Ökobranche“ legt das Hauptaugenmerk auf nachhaltiges Wirtschaften und die Vermittlung der dafür notwendigen, interdisziplinären Kompetenzen. Der Campus Neumarkt ist als Außenstelle der Technischen Hochschule Nürnberg angegliedert und wird unterstützt von in der Öko-Modellregion Neumarkt ansässigen Unternehmen.

Da das Neubauprojekt mitten im historischen Stadtkern Neumarkts innerhalb des Stadtmauerrings angesiedelt ist, waren vor Baubeginn archäologische Untersuchungen des Areals erforderlich. Schließlich wollte man die in den 1980er Jahren beim Tiefgaragenbau am Residenzplatz begangenen Fehler vermeiden, als in unmittelbarer Nähe des Schlosses wertvolle Informationen zur Stadtgeschichte beim Abtragen des Erdreichs ohne jegliche Befunduntersuchung unwiederbringlich verloren gingen. Wie erkenntnisreich die nun vorgenommene Grabung war, spiegelt sich nicht zuletzt in den rund 1500 Befunden.

Zwar war bekannt, dass das Gebiet um Neumarkt vor dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals im 19. Jahrhundert sehr feucht und sumpfig gewesen sein muss. Überraschend war dann aber doch, als zutage kam, dass die mittelalterliche Stadt zum Teil auf Moorflächen errichtet worden war. Das dort konservierte Holz, das in Form von Pfählen zur Fundamentierung von Gebäuden nötig war, lieferte aufgrund seiner Datierung wichtige Hinweise zu Phasen verstärkter Bautätigkeit. Neben zahlreichen Funden zur Alltags- und Handwerksgeschichte ergab die Grabung zudem weitere Erkenntnisse zu Neumarkts Vergangenheit als Garnisonsstadt.

Nur ein einziges Objekt belegt, dass es leider auch Zeiten gab, in denen das Verhältnis zwischen Neumarkt und Nürnberg getrübt war: Eine steinerne Geschützkugel aus dem Landshuter Erbfolgekrieg, als wenige Jahre nach dem Tod Pfalzgraf Ottos II. Nürnberger Landsknechte – wenn auch vergeblich – 1504 die Stadt 17 Tage lang belagerten.

Bei den Grabungen wurden in der Mehrzahl Alltagsgegenstände gefunden. © Adilo, H. Fahimi

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92318 Neumarkt i.d.OPf.
Öffnungszeiten: Mi – Fr, So 14 – 17 Uhr
Telefon: 09181 2 55 27 20
stadtmuseum.neumarkt.de

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