Wundertier Nashorn
Noch heute gehört der Holzschnitt des Rhinocerus zu den bekanntesten Arbeiten des Nürnberger Meisters. Im 16. und 17. Jahrhundert hatte kaum jemand in Europa je ein Nashorn zu Gesicht bekommen. Dürers Darstellung prägte daher Europas Vorstellung vom Aussehen des Dickhäuters entscheidend. Das Motiv wurde vielfach kopiert und beispielsweise in Paradiesdarstellungen integriert, wo man es schnell als „Dürer-Nashorn“ erkennt.
Erst Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich das. Eine wichtige Rolle spielte dabei das Panzernashorn Clara: In vielen Städten Europas als lebende Sensation präsentiert und auf Flugblättern abgebildet, löste Clara Mitte des 18. Jahrhunderts eine wahre „Rhinomanie“ aus. Endlich konnte das Wundertier mit eigenen Augen bestaunt werden. 1748 war das kolossale Tier übrigens auch in Nürnberg auf der Insel Schütt zu sehen.
Anlass für die Ausstellung ist eine Sammlung zur Bildgeschichte des Nashorns, die das Germanische Nationalmuseum 2018 von Jim Monson und seiner Frau Isolde Monson-Baumgart als Geschenk erhielt. Für die Wahl des Standorts Nürnberg war ausschlaggebend, dass hier Dürers Rhinocerus entstanden war. Die druckgraphischen Blätter werden ergänzt durch illustrierte Bücher der Bibliothek und Medaillen des Münzkabinetts. Die Objekte veranschaulichen eindrucksvoll den Wandel von der fantastischen Kreatur aus der Renaissance zum realistisch dargestellten Säugetier.
Nashorn-Darstellung aus den Philosophical Transactions, 1743 © GNM
Der Name Rhinoceros stammt aus dem antiken Griechenland und setzt sich aus den Wörtern rhīs („Nase“; Genitiv rhinos) und kéras („Horn“) zusammen. Gegenwärtig gibt es noch fünf lebende Nashornarten. Die illegale Nachfrage nach dem Horn, die ihre Ursprünge unter anderem in antiken Mythen und dem Aberglauben an seine Heilkraft hat, kostet jedes Jahr mehrere hundert Nashörner das Leben. Die Ausstellung möchte daher nicht zuletzt auf die besondere Bedrohung dieser faszinierenden Tierart aufmerksam machen.
Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20.30 Uhr
Telefon: 0911 13 31-0
www.gnm.de