Barbara Engelhard in der kunst galerie fürth

Farbe überall

von Susann Scholl - 10.6.2022

Fürth - Die Fürther Künstlerin Barbara Engelhard versetzt die kunst galerie fürth in beste Farbenlaune und rückt die Lust am Sehen in den Mittelpunkt ihrer erfrischenden Einzelausstellung mit dem Titel Colourful Passion.

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Barbara Engelhard, Colourful Passion, Ausstellungsansicht, 2022 © kunst galerie fürth und VG Bild-Kunst

Schon die frühe Moderne entdeckte die Farbe im Bild als eigenständigen Ausdrucks-
träger. Für die Künstlerin Sonia Delaunay (1885–1979) war sie die „Haut der Welt“, die alles überzieht. Nicht minder begeistert durchdringt eine leuchtend bunte Farbigkeit die Bilder und Installationen von Barbara Engelhard.

Mit einem buntgestreiften Teppich, der schon vor der Tür der kunst galerie fürth beginnt, zieht sie die Besuchenden regelrecht in ihr Werk hinein. Die farbigen Streifen enden, präzise zur linearen Komposition geordnet, unter dem Glas eines Bilderrahmens. Und damit führt uns Engelhard direkt zum Kern ihrer künstlerischen Arbeit: Ihre Malmaterialien sind handelsübliche Produkte, die sie dem eigentlichen Zweck entfremdet. Es sind einfache Dinge, die aus dem Alltag vertraut sind: Klebeband, neonfarbene Post-it-Streifen oder ganz und gar unnatürlich erscheinende Kunstrasenstücke, deren Inanspruchnahme als geometrische Kompositionselemente uns ein verschmitztes Lächeln entlocken.

Und so sind auch die Farben keine individuellen Mischungen der Künstlerin, sondern entstammen der Palette industriell eingefärbter Produkte. Engelhard führt dies besonders augenscheinlich in einer Installation vor Augen, bei der mehrere Pinsel von der Decke hängen, aus denen eben keine Künstlerfarbe tropft, sondern glänzende Satinbänder fließend zu Boden fallen.

In den Arbeiten ist eine ähnliche Lust am Spiel mit Farbe und Alltagsdingen zu spüren, wie im Werk des Schweizer Künstlers Beat Zoderer. Doch arbeitet sich die Fürther Künstlerin nicht am Kanon der ungegenständlichen Kunst ab, sondern zeigt ein großes Interesse daran, mit ihren Arbeiten eine Basis für Kommunikation zu schaffen. Indem sie mit kunstfremden Dingen Bilder erzeugt, die aus der Kunstgeschichte vertraut sind, entsteht ein Irritationsmoment, das sie nutzt, um die Distanz zwischen Werk und Betrachtenden aufzubrechen. Und so scheint die Intention des eingangs erwähnten Bildes beim Hinausgehen genau umgekehrt, als wolle die Kunst ihre Grenzen verlassen und aus dem Museumsraum hinausfließen, sich unter die Leute mischen und unsere Sicht auf den Alltag verändern.

kunst galerie fürth – Städtische Galerie
Königsplatz 1
90762 Fürth
Öffnungszeiten: Mo – Sa 13 – 18 Uhr, So, Fei 11 – 17 Uhr
Telefon: 09 11 9 74 16 90
kunst-galerie-fuerth.de

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