Wehrtechnik des 15. Jahrhunderts im Fokus

Feuer frei! auf der Cadolzburg

von Uta Piereth und Lisa-Marie Micko - 10.6.2022

Cadolzburg - Noch bis zum 11. September heißt es Feuer frei! Wehrtechnik im 15. Jahrhundert in der Cadolzburg. Gäste erfahren in der Sonderausstellung viel Wissenswertes zur Entwicklung der Feuerwaffen, der baulichen Anpassung von Burgen und der waghalsigen Arbeit der Büchsenmeister im späten Mittelalter.

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Schlacht-Detail aus: Diebold Schilling-Chronik 1513, Korporation Luzern (fol. 107v).

Als mit dem Schießpulver im späten 14. und 15. Jahrhundert auch neue Strategien der Kriegsführung und Kriegstechnik aufkamen, veränderte dies die Formen von Angriff und Verteidigung sowie die Risiken, die alle beteiligten Parteien eingingen und trugen. Die Bilder von Schlachten wie im hohen Mittelalter, die geprägt waren von adeligen Rittern hoch zu Ross und Schwertern als Waffen, wichen Belagerungen mit mauerbrechenden Kanonen, Beschuss mit großer Durchschlagkraft (und anfangs schlechter Zielgenauigkeit) und anderen Taktiken sowie Formen der Zerstörung. Es gibt dabei nichts zu beschönigen: Ziel blieb immer die Schädigung oder Tötung des Gegners – wie es im schrecklichen, großen Maßstab auch heute wieder zu erleben ist.

Damals entwickelten Waffenspezialisten große „Büchsen“ aus Metall, die in der Lage waren, Geschosse abzufeuern, die auch steinerne Befestigungen durchschlugen. Die Munition hatte bis zu 80 Zentimeter Durchmesser! Bereits die in der Sonderausstellung gezeigten Exemplare mit „bescheidenen“ 45 Zentimetern laden zum Staunen ein. Anfangs gelang es jedoch kaum, mehr als drei Schüsse pro Tag mit solch einer Steinbüchse abzugeben. Dies lag unter anderem daran, dass die Kugel zunächst mühsam im Lauf der Waffe verkeilt werden musste. Auch galt es, Verfahren zu entwickeln, um das Treibmittel – Schießpulver aus Schwefel, Salpeter und Holzkohle – effizienter zu machen.

Die Waffenexperten erfanden auch vielfältige andere Brandsätze mit diesen Grundbestandteilen. Eine ganze Reihe von Beispielen ist in der Ausstellung als Leihgabe der Kunstsammlungen der Veste Coburg zu sehen. Die Brandsätze konnten hölzerne Burgteile zerstören oder durch Qualm für Panik und Atemnot unter den Verteidigern sorgen.

Die Feuerwaffen gab es auch in einer fast schon handlichen Version, den Vorläufern des Gewehrs. Wurde man von einer Kugel aus einem solchen Lauf getroffen, half natürlich das althergebrachte Kettenhemd auch nicht mehr viel. Also entwickelten die Kriegführenden eine alternative Verteidigungsform: einen „Igel“, das war ein Holzgefährt auf Rollen mit Sehschlitz. In der Ausstellung können Besucherinnen und Besucher ausprobieren, wie es sich in seinem Innern anfühlte.

Die neuen Entwicklungen in der Waffentechnik gingen auch an Burgen nicht unbemerkt vorbei, denn ihre Belagerung war nun weitaus häufiger als die Schlacht auf dem offenen Feld. So wurden auf der Cadolzburg nicht nur ein, sondern zwei Zwinger gebaut. Sie schufen Distanz zu den Angreifern. Selbst wenn ein Angreifer die Zwingermauer überwinden sollte, war er zwischen ihr und der Ringmauer in der Falle und wurde für die Verteidiger zu einem leichten Ziel.

Bis zum 11.9. haben Gäste der Cadolzburg die Chance, einen Blick in die Ausstellung zu werfen. In einem thematisch passenden Begleitprogramm gibt es für Groß und Klein die Möglichkeit, mehr über die Verteidigung der Cadolzburg zu erfahren. Übrigens: Die Burg selbst wurde nie eingenommen.

Burg Cadolzburg

90556 Cadolzburg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 16 Uhr, ab April 9 – 18 Uhr
Telefon: 09103 700-8615
burg-cadolzburg.de

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