Modernes Wohnen im Denkmal

von Johanna Kemmler - 21.10.2024

Bad Windsheim - Wie modernisiert man ein Denkmal so, dass man sich darin wohlfühlt? Ein neues Projekt im Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim gibt Antworten.

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Entwurf der Ostfassade. So ähnlich könnte das Haus aus Ingolstadt später im Museum aussehen © Stefan Korinski

Denkmäler sind besondere Bauwerke. Sie haben ihre ganz eigenen Herausforderungen, bieten aber auch Chancen. Wie ein Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten so modernisiert und instandgesetzt werden kann, dass man am liebsten gleich einziehen möchte, soll zukünftig in einem Gebäude aus Ingolstadt, einem Ortsteil der Marktgemeinde Sugenheim im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim, gezeigt werden.

Das Wohnstallhaus aus Ingolstadt wurde bereits 1986 am alten Standort abgebaut und in ganzen Wandteilen im Freilandmuseum eingelagert. Die Idee, das Gebäude nicht wie sonst im Museum üblich in einem historischen Zeitschnitt darzustellen, sondern daraus eine Art Musterhaus für modernes Wohnen im Denkmal zu machen, stand schon länger im Raum. Nun ist das Projekt angelaufen und die Planungsphase in vollem Gange.

Zum Modernisierungskonzept gehört auch der Umbau des Stalls zu einem Wohn- und Essbereich mit anschließender Küche und der Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnräumen mit moderner Einrichtung, der Einbau sanitärer Anlagen und ein Technikraum für ein modernes Heizsystem. Mit Hilfe offener Bauteile, Tast-Stationen und Medien-Guides soll energieeffizientes Bauen in einer Ausstellung vermittelt werden.

Das Energiesparpotenzial von Altbauten liegt vor allem in ihrer Langlebigkeit und der Möglichkeit, durch Reparatur ihre Nutzungsdauer zu verlängern. Zur Weiternutzung trägt aber auch eine hochwertige und dem Bestand angemessene energetische Verbesserung bei. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Varianten zur Dämmung und die Ertüchtigung von Bestandsfenstern. Welche Möglichkeiten es hier gibt und wie ökologische Baustoffe angewendet werden können, soll ebenfalls gezeigt werden. Energieeffizienz und moderner Wohnkomfort im historischen Haus bilden somit die Schwerpunktthemen des Modellprojekts.

Weitere Ausstellungsinhalte betreffen die Besonderheiten, die es bei einer Denkmalsinstandsetzung zu beachten gilt, sowie Informationen zu Fördermöglichkeiten und finanziellen Unterstützungen für Eigentümerinnen und Eigentümer von Denkmälern. Als historische Zeugnisse jahrhundertealter Bautradition nehmen sie im Baubestand von Städten und Dörfern einen wichtigen Stellenwert ein. Ihren historischen Charakter – und damit auch geschichtlichen, gesellschaftlichen oder ortsbildprägenden Wert – bei Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen zu erhalten, zählt zu den besonderen Herausforderungen. Eingriffe in die Bausubstanz, wie zum Beispiel das Einfügen von Fenstern oder Dachgauben, müssen dabei sensibel und in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege erfolgen. Denn der besondere Charme eines Denkmals entsteht gerade auch durch seinen Alterswert, das Unperfekte und nicht-Normierte.

Bevor es beim Gebäude aus Ingolstadt soweit ist, muss das Haus erst einmal im Museum wiederaufgebaut werden. Die Maßnahme wird mit einem Bautagebuch digital begleitet. Nach Fertigstellung des Rohbaus wird eine Denkmalbaustelle eingerichtet, auf der sich Interessierte in Kursen und Seminaren mit Techniken der Denkmalsanierung auseinandersetzen können.

Mit dem Musterhaus möchte das Freilandmuseum nicht nur den Besitzerinnen und Besitzern von Altbauten und solchen, die es werden wollen, Inspiration und Informationen liefern, sondern gerade auch Besucherinnen und Besuchern, die sich mit diesem Thema bislang nicht auseinandergesetzt haben. Und wenn das Haus aus Ingolstadt als Motivation zum Erhalt und zur Weiternutzung historischer Gebäude beiträgt ist schon ein wichtiges Ziel erreicht.

Fränkisches Freilandmuseum
Eisweiherweg 1
91438 Bad Windsheim
Öffnungszeiten: Geöffnet täglich 9 – 18 Uhr
Telefon: 09841 66-800
freilandmuseum.de

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