Wie viel Natur steckt in der Kunst?

von Andrea Dippel - 22.10.2024

Nürnberg - Ein verschwundener Park inspirierte Verena Waffek und Hubertus Hess zu der am 26. Oktober 2024 in der Kunstvilla beginnenden Ausstellung Die wiedergefundenen Gärten.

A generic square placeholder image with rounded corners in a figure.
Hubertus Hess, Ohne Titel, 2021, Stahl, Schmiedeeisen, Bucheckern © Peter Kampehl

itelgebend ist der Garten der Kunstvilla, die als Zuhause der wohlhabenden jüdischen Hopfenhändler- und Bankiersfamilie Hopf einst von einem Park umgeben war. Während die Familiengeschichte inzwischen aufgearbeitet werden konnte, kann der Garten mangels Archivalien und wegen der Nachkriegsbebauung nicht mehr rekonstruiert werden. Er ist ein verlorener Garten.

Der wohl berühmteste verlorene Garten ist das Paradies zu Beginn der christlichen Heilsgeschichte, ein Ort des Glücks und des Friedens. Seitdem hat sich die Symbolik von Gärten beständig gewandelt. Stets stellen sie ein Sinnbild für das Verhältnis des Menschen zur Natur dar. Aufgrund ihres Modellcharakters sind Gärten für Künstlerinnen und Künstler attraktiv, die wie Verena Waffek und Hubertus Hess einen ästhetischen Gegenraum entwerfen. Denn dabei spielt es keine Rolle, dass ihr wiedergefundener Garten im Innenraum wächst und mit Ausnahme von präparierten Vögeln und getrockneten Pflanzen in den Werken von Hubertus Hess keine natürlichen Elemente beinhaltet. Gegen den Unbill der Gegenwart setzt Hess assoziationsreiche Assemblagen, die verschiedene Zeitebenen verbinden. Verena Waffek richtet mit Weitblick und sicherer Hand für Rauminstallationen ein Planungsatelier für Kakteen, Moose und Flechten ein.

Bei beiden spielen die Erinnerung an Verlorenes sowie die Wertschätzung handwerklicher, gewissermaßen vormoderner Tätigkeiten eine große Rolle. Ideengeberin ist bei beiden eine idealtypische Natur, deren Flora und Fauna gezähmt, konserviert und archiviert ist. Ihre künstlerischen Positionen täuschen dabei nicht darüber hinweg, dass das Verhältnis von Mensch und Natur angesichts des Klimawandels und der damit einhergehenden Umweltkatastrophen derzeit gebrochener denn je ist. Für die Kunstvilla haben sie einen „Jardin artificiel“, einen künstlichen wie künstlerischen Garten geschaffen, der zeigt, wie es war, wie es ist und wie es sein könnte.

Kunstvilla
Blumenstraße 17
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Telefon: 0911 2 31-1 40 15
kunstvilla.org

Teilen mit
Zurück zur Übersicht