Der Goldhut ist jetzt zum Greifen nah

Entdeckt wurde der Goldhut in den 1950er Jahren. Vermutlich wurde er einst von einem Priester bei rituellen Zeremonien getragen. Seine Verzierungen sind zwar mit dem Auge leicht zu erkennen, doch wie erleben Menschen mit Sehbehinderung dieses Objekt? Für sie wurde nun eine Taststation entwickelt: Anfassen ausdrücklich erwünscht!
Dafür wurde der Goldhut zunächst gescannt und danach in einem widerstandsfähigen Kunststoff ausgedruckt. Die Nachbildung zeigt den Goldhut in Originalgröße und vermittelt dadurch ein authentisches Gefühl für seine Form, Größe und Struktur. Um seine Oberfläche leichter ertasten zu können, wurden ausgewählte Ornamente gesondert herausgegriffen und als zusätzliches Tastelement aufbereitet. Diese Dekorbänder verdeutlichen unterschiedliche Motive wie Ringe, Speichenräder oder zwei ineinander verschlungene Linien – viele an Kreise erinnernde Motive, die in der bronzezeitlichen Religion die Sonne symbolisierten.
Tests im Vorfeld hatten gezeigt, dass die feinen Oberflächenstrukturen des Goldhuts mit den Händen deutlich schwieriger zu ertasten als mit den Augen wahrnehmbar sind. Dies liegt unter anderem daran, dass blinde und sehbehinderte Menschen Objekte von oben nach unten abtasten, während die Ornamentbänder des Huts horizontal angeordnet sind. Um dies auszugleichen, haben sich die Kuratorin Angelika Hofmann und Regina Rüdebusch, im Germanischen Nationalmuseum für den Bereich Inklusion zuständig, dafür entschieden, die Motive deutlicher herauszuarbeiten. Unterstützung erhielten sie bei ihrer Konzeption vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e.V.
Der Goldhut ist fast einen Meter hoch. Besucherinnen und Besucher fragen sich sicherlich, wie schwer dieses Exponat ist. An der Taststation in der Ausstellung finden sie deshalb auch ein Gewicht, das mit 310 Gramm der Originalschwere des Goldhuts entspricht – etwa so viel wie drei Tafeln Schokolade!
Noch bis zum 7. Januar 2025 sind Original und Tastmodell des Goldhuts in der Sonderausstellung Die letzte Fahrt zu sehen. Anschließend kommen sie in die Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte, wo sie gemeinsam mit dem Wagengrab von Essenbach dauerhaft ausgestellt werden.
Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20.30 Uhr
Telefon: 0911 13 31-0
www.gnm.de