Als die Schönheit der Landschaft bildwürdig wurde

Die Niederlande hatten sich im 16. und 17. Jahrhundert zu einem Zentrum der Landschaftskunst entwickelt. Maßgeblich verantwortlich war zunächst die Reformation. Durch sie wurden althergebrachte religiöse Bildaufgaben in Frage gestellt, was die Vo-raussetzung schuf für die Entstehung profaner Gattungen wie der Landschaftsmalerei. Die Darstellung der Vielfalt und der Schönheit der Natur wurden bildwürdig.
Eine Besonderheit flämischer und holländischer Kunstschaffender war der Blick auf die heimische Landschaft und die Wiedergabe der sichtbaren Wirklichkeit. Erstmals begannen einige von ihnen, nach der Natur zu zeichnen. Die Anfänge hierzu liegen bei Pieter Bruegel dem Älteren. Seine aus der Vogelperspektive gezeigten weiten Landschaften überzeugen durch räumliche Einheit und Klarheit, sie wirken „natürlich“, entstammen allerdings der Imagination des Künstlers. Radierungen nach Vorlagen Bruegels bilden den Auftakt der Studioausstellung, die mit den gegenteiligen, da nahsichtigen Wald- und Baumbildern Anthonie Waterloos schließt.
Waterloo ist vor allem als Radierer bekannt. Sein druckgrafisches Werk umfasst nahezu ausschließlich Landschaften, die er nach seinen eigenen Entwürfen fertigte. Häufig überarbeitete er die Druckplatte nach der Ätzung, verstärkte die Schattenlagen, um die Bildwirkung zu steigern. So betonte der Künstler mithilfe des Grabstichels die Struktur von Baumstämmen und Ästen, während kleinere Zweige und Blattwerk mit der Kaltnadel hinzugefügt wurden.
Die Studioausstellung zeigt rund 50 druckgrafische Blätter der niederländischen Schule aus den reichen Beständen der Graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums. Zu sehen sind charakteristische Arbeiten etwa von Jan van de Velde dem Jüngeren, Jacob van Ruisdael und Rembrandt, aber auch von weniger bekannten Künstlern.
Ein Schwerpunkt der Präsentation liegt auf mehrteiligen Landschaftsserien, deren Betrachtung auch dem Ziel diente, den beschaulichen Ausflug in die Natur zu ersetzen – als imaginierter Spaziergang im Kopf.
Germanisches Nationalmuseum
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