Aktionstag in Fürth

Schätze aus dem Schuhkarton: Das Ludwig Erhard Zentrum präsentiert sie

von Irina Hah - 03.03.2025

Nürnberg - Das Ludwig Erhard Zentrum (LEZ) öffnet am 22. März 2025 seine Türen für einen Aktionstag rund um seine Sammlung. Auch eigene Fundstücke zur fachkundigen Begutachtung können mitgebracht werden.

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LEZ-Leiterin Evi Kurz mit dem Schuhkarton aus dem Jahr 2007. Der Inhalt, der den Grundstock der Sammlung des Ludwig Erhard Zentrums bildete, wird heute in Archiv und Ausstellung verwahrt. Der Flaschenkorken mit dem Kopf von Ludwig Erhard (li) ist eine Schenkung von Komödiant Volker Heißmann. © LEZ

Viele Menschen haben sie im Schrank, im Keller oder auf dem Dachboden: eine Kiste voller Erinnerungsstücke – alte Fotos und Dokumente, das Tagebuch der Großmutter oder andere Andenken. Und jedes Stück erzählt eine Geschichte. Genau das machen Museen – nur im großen Stil und mit wissenschaftlicher Begleitung. Sammeln und Bewahren gehören zu den Kernaufgaben von Museen.

Die Sammlungsarbeit des Ludwig Erhard Zentrums (LEZ) begann mit einigen wenigen Fundstücken und erwuchs sich auf spannenden und ungewöhnlichen Pfaden zu einer wahren Schatzkammer der Zeitgeschichte. Das LEZ entstand aus dem Wunsch des 2002 gegründeten Ludwig-Erhard-Initiativkreises, in seiner Geburtsstadt an Ludwig Erhard zu erinnern. Eine Sammlung relevanter Gegenstände für die dort geplante Dauerausstellung gab es damals aber noch nicht.

Evi Kurz, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Ludwig-Erhard-Haus und des Initiativkreises, erinnert sich: "Ein großer Mann der bundesdeutschen Museumslandschaft, mit dem ich mich damals besprechen durfte und dem wir viel zu verdanken haben, sagte mir zu diesem Thema: ‚Frau Kurz, das können Sie niemals so machen! Sie müssen erst alle Exponate haben, erst danach können Sie ein Ausstellungskonzept schreiben und dann beginnen.‘ Bei uns musste es allerdings genau andersherum gehen, wir hatten nur ein sehr enges Zeitfenster und nur eine einzige Chance. Und schließlich durften wir erleben, dass es auch anders geht. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, ein Thema pragmatisch und zielorientiert anzugehen."

Der eigentliche Startschuss für die Sammlung fiel 2007, als für die Verleihungsveranstaltung des Fürther Ludwig-Erhard-Preises die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel die Festrede hielt. Gefeiert wurde zugleich der 110. Geburtstag Ludwig Erhards. Aus diesem Anlass plante Evi Kurz ein kleines Filmporträt mit dem Titel "Erhards Welt". Hierzu erschien in den Fürther Nachrichten ein Aufruf mit der Bitte an die Leser, ihre Keller, Wohnungen und Dachböden nach geeigneten Objekten mit Bezug zu Ludwig Erhard zu durchstöbern. Aus dem Zeitungsbericht ergaben sich schließlich die ersten wenigen Exponate, die in einen kleinen Schuhkarton passten.

Das Besondere: Jedes der Erinnerungsstücke erzählt seine eigene Geschichte. Darunter war auch ein Original der berühmten "Denkschrift für Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung" Erhards, die seit den 1940er-Jahren im Papierhaus Schöll lagerte, und heute in der Dauerausstellung des LEZ zu sehen ist. Evi Kurz erklärt die Umstände: "Gerhard Schöll, der Geschäftsinhaber der traditionsreichen und bis heute familiengeführten Fürther Papier- und Schreibwarenhandlung überreichte mir eine Erstausgabe der Denkschrift mit den Worten: ‚Ludwig Erhard hat fünf Exemplare bei meinen Eltern drucken lassen, aber er hatte dann nur Geld um vier zu bezahlen. So blieb ein Exemplar seit damals bei uns im Lager.‘" In den Schuhkarton von Evi Kurz wanderte u.a. auch ein Flaschenkorken in Form von Ludwig Erhards Kopf, den der Komödiant Volker Heißmann auf Tournee bei einem Trödler entdeckte und kaufte. Und bald kamen weitere einzigartige Dinge in den Karton: Historische Fotos, ein Bogen Briefpapier, eine alte Visitenkarte und eine tolle Werbebroschüre aus dem damaligen Weißwarengeschäft der Erhards aus den 1920er-Jahren. Aus dem Schuhkarton ist inzwischen ein stattliches Archiv mit vielen Schriftstücken, Fotos und Gegenständen geworden.

Ein Coup gelang dem LEZ im Jahr 2017 mit einem großen Ankauf aus dem direkten persönlichen Nachlass von Ludwig Erhard, der in den 1990er-Jahren als "Hausrat" in Bonn verkauft wurde und eine lange Odyssee bis nach Südafrika hinter sich bringen musste, bevor die Stücke wieder nach Fürth kamen. Dieses wichtige kulturpolitische Erbe ergänzt seit 2022 die LEZ-Dauerausstellung und wird in der "Schatzkammer" präsentiert.

Um Einblicke in seine Sammlungsarbeit zu ermöglichen und seine Sammlung zu erweitern, lädt das LEZ am 22. März zum ersten Mal zum "Sammlungstag" ein. Die Besucher erwartet ein interessantes Programm: Besondere Erhard-Objekte aus dem Archiv, Sonderführungen zu bestimmten Exponaten und deren Geschichten und spezielle Leckerbissen im "Café Luise". Das LEZ ruft die Bevölkerung auf, sich am Sammlungstag zu beteiligen: Wer Objekte mit Bezug zu Ludwig Erhard, seiner Familie und seiner Zeit hat, kann sie abgeben oder sie von Experten des LEZ sichten und einschätzen lassen. Und vielleicht kann in Zukunft auch das ein oder andere Fundstück aus Ihrem Besitz im LEZ bestaunt werden. Auf alle Fälle wird es gut verwahrt und nicht weggeworfen.

Ludwig Erhard Zentrum
Ludwig-Erhard-Straße 6
90762 Fürth
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Telefon: 0911 621-8080
ludwig-erhard-zentrum.de

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