Ein Hingucker

Der Wagen Nr. 8 im Nürnberger DB Museum: Objekt der ersten Stunden

von Stefan Ebenfeld - 03.03.2025

Nürnberg - Ein unscheinbarer gelber Eisenbahnwagen steht seit der Eröffnung des neuen Verkehrsmuseums vor 100 Jahren in dessen Dauerausstellung. Heute ist er der heimliche Star des DB Museums - dabei gehört er diesem gar nicht, sondern ist eine Leihgabe des Germanischen Nationalmuseums.

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Der älteste Wagen der deutschen Bahngeschichte ist im DB Museum an prominenter Stelle platziert. © DB Museum

Der Zug, der am 7. Dezember 1835 zwischen Nürnberg und Fürth die deutsche Eisenbahngeschichte eröffnete, bestand aus neun Personenwagen und der Lokomotive Adler. Während acht dieser Wagen und die Lokomotive längst nicht mehr existieren, blieb wundersamerweise der Wagen mit der Nummer 8 erhalten. Er ist damit das älteste deutsche Eisenbahnfahrzeug und eines der ältesten weltweit. Es waren Handwerker aus Nürnberg und Umgebung, die diese ersten Eisenbahnwagen bauten.

Sie sahen aus wie Kutschen und die Wagen der 1. Klasse ähnelten den Eilwagen der Königlich Bayerischen Post. Als die Fahrzeuge auf die Schienen gestellt wurden, war die Begeisterung groß. Sie wirkten edel, robust und komfortabel. Allerdings machte sich schon nach wenigen Wochen bemerkbar, dass auf der Eisenbahn andere Kräfte wirken als beim Kutschverkehr. Räder brachen und ständig traten weitere Schäden auf. So galt es zunächst Lehrgeld zu zahlen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Bereits nach elf Jahren lohnte sich am Wagen Nr. 8 keine Reparatur mehr, er musste generalsaniert werden. Nach diesem Redesign rollte 1846 ein nahezu neuer Wagen mit einer völlig anderen Gestalt aus der Werkstatt. Lediglich die Wagennummer 8 erinnerte daran, dass es sich um den gleichen Wagen handelte wie zuvor.

Das technisch und konstruktiv auf die Höhe der Zeit gebrachte Fahrzeug blieb bis 1877 im Dienst. 1864 erfolgte seine Herabstufung von einem 1.-Klasse- zu einem 2.-Klasse-Wagen und in den folgenden Jahren kam er immer seltener zum Einsatz, die Ansprüche veränderten sich. Am Ende seiner 42jährigen Betriebszeit vermerkte die Ludwigseisenbahn eine Fahrleistung von 654.373 Kilometern. Da die Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth circa sechs Kilometer betrug, lässt sich leicht ausrechnen, wie oft der Wagen die Städtegrenze überfahren hat. Als die Bahngesellschaft den Wagen Nr. 8 ausrangierte, kaufte ihn das Direktoriumsmitglied Hermann Friedrich Beckh für das 1853 eröffnete Germanische Nationalmuseum, dessen Verwaltungsausschuss er angehörte. Dort verschwand das nun historische Objekt im Depot, vermutlich in einer offenen Remise. Bislang konnte kein Nachweis dafür gefunden werden, dass es jemals zu einer Ausstellung des Wagens gekommen ist.

Mit der Eröffnung des neuen Verkehrsmuseums bot sich 1925 endlich die Chance, diesen Zeugen der ersten Stunde der deutschen Eisenbahngeschichte aus dem Dunkel hervorzuholen. Damit wurde er auch zum Objekt der ersten Stunde des neuen Hauses in unmittelbarer Nachbarschaft zum Germanischen Nationalmuseum. Seinen Platz fand der Wagen in der großen Fahrzeughalle, wo er sich neben den prächtigen bayerischen Hofzugwagen zu behaupten hatte. Die wahre Bedeutung des Wagens Nr. 8 schien den damaligen Ausstellungsmachern allerdings gar nicht bekannt gewesen zu sein. So hieß es im 1925 erschienenen "Führer durch das Verkehrsmuseum" lediglich, es sei ein alter Personenwagen 2. Klasse. Diesen habe die Ludwigsbahn um das Jahr 1845 beschafft, über Heizung und Bremse verfüge er nicht und besonders beachtenswert sei das Fehlen von Tragfedern.

DB Museum
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – Fr 9 – 17 Uhr, Sa, So 10 – 18 Uhr
Telefon: 0800 32 68 73 86
dbmuseum.de

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