Anonymer Sammler

Kunsthalle Nürnberg: Theater der sprechenden Objekte

von Harriet Zilch - 03.03.2025

Nürnberg - Er besitzt Kunst von Superstars und möchte selbst unerkannt bleiben: Ein Sammler aus dem Rheinland zeigt vom 22. März bis 8. Juni 2025 in der Kunsthalle Nürnberg die Highlights seiner Privatkollektion.

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Ausgebombter Wohnwagen oder apokalyptisches Stillleben? Dirk Skrebers "Crystella 1" (2006) © Dirk Skreber

Es war ein ungemein dynamisches Umfeld, in dem die Slg. Wilhelm Otto Nachf. mit ihrem bedeutenden Bestand an Kunstwerken aus den 1980er- und 1990er-Jahren entstanden ist: Damals war Köln das Zentrum der europäischen Gegenwartskunst. Die Stadt hatte Düsseldorf mit seiner renommierten Kunstakademie und seinen Ausstellungshäusern als führenden Kunststandort hinter sich gelassen. Spätestens nach dem Erfolg der Neuen Wilden, einer Künstlergruppe, die Anfang der 1980er-Jahre mit ihrer unbeschwerten und ausdrucksstarken Malerei für Aufsehen sorgte, erlangte die Domstadt internationale Bekanntheit.

Dabei war Köln keine Stadt der großen Institutionen. Vielmehr formierte sich die Kunstszene informell und traf sich in Kneipen, Clubs und Cafés wie dem Roxy, Broadway und Central oder in der Buchhandlung Walther König. Die enge Verbindung zur Musikszene und das Magazin Spex als Flaggschiff der deutschsprachigen Popkritik verstärkten den kreativen Austausch. Die legendäre Ausstellung Westkunst fand 1981 in Köln statt, und die heute international tätigen Galerien von Max Hetzler (1983), Gisela Capitain (1986), Monika Sprüth (1989) oder Esther Schipper (1989) wurden gegründet.

Dieses Ambiente war Nährboden und Impulsgeber für die Slg. Wilhelm Otto Nachf. Zu den herausragenden Kölner Positionen der Sammlung zählen Cosima von Bonin, Walter Dahn, Isa Genzken, Georg Herold, Markus Kippenberger, Marcel Odenbach oder Rosemarie Trockel. Doch die Sammelleidenschaft des Unternehmers, der anonym bleiben möchte, beschränkte sich nicht auf die Kölner Kunstszene: Heute umfasst seine Kollektion auch Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Videoarbeiten internationaler Superstars wie Ed Atkins, Cindy Sherman oder Wolfgang Tillmans. Für die Ausstellung Theatre of SpeakingObjects in der Kunsthalle Nürnberg wurden rund 90 Werke von 38 Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt, die einen abwechslungsreichen Parcours durch die acht Oberlichtsäle bieten. Mit dem Namen Slg. Wilhelm Otto Nachf. erinnert der sammelnde Unternehmer übrigens an seine beiden Großväter Wilhelm und Otto.

Kunsthalle Nürnberg
Lorenzer Straße 32
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Telefon: 0911 2 31-28 53
kunsthalle.nuernberg.de

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