Drahtskulpturen im Museum Lothar Fischer

Günter Haese – Schwerelos

von Pia Dornacher - 2.3.2022

Neumarkt - In ihrer poetischen Zartheit und eigenwilligen Anmut sind Günter Haeses Raumplastiken aus Draht äußerst reizvolle und rätselhafte Gebilde. Das Museum Lothar Fischer in Neumarkt zeigt in der Ausstellung Schwerelos vom 27. März bis 12. Juni nun circa 25 seiner Werke.

A generic square placeholder image with rounded corners in a figure.
Herkules, 2011-2014 Messing, Phosphorbronze

Die Raumplastiken verbinden die konstruktive Präzision technischer Apparaturen mit den individuellen Wuchsformen
natürlicher Organismen; jeder leichte Luftzug versetzt sie in leise Schwingung. „Mir geht es nicht um Volumina oder Masse“, sagte der Künstler 2014 „sondern um das Ausbalancieren von Schwere und Leichtigkeit, von Verdichtung und Durchlässigkeit der Materialien. Es ist der Versuch, zeichnerische Momente in den Raum zu
übersetzen.“

Günter Haese, 1924 in Kiel geboren und 2016 in Hannover verstorben, entdeckte 1962 nach seinem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf Messingdraht als plastisches Material für sich. Damit und mit Bestandteilen zerlegter Uhren, wie
Spiralfedern und Rädchen, fertigte er fortan seine räumlichen Objekte. 1963 gewann er den Kunstpreis Junger Westen, bevor er ein Jahr später Soloschauen im Ulmer Museum und im Museum of Modern Art in New York erhielt. Es folgten Einladungen auf die documenta III in Kassel (1964), die Biennale in Venedig (1966), die Biennale von São Paulo sowie zahlreiche internationale Ausstellungen und Ehrungen.

1965 besuchte Henry Moore Günter Haese in seinem Düsseldorfer Atelier. Der ältere Bildhauer war von den filigranen Drahtgebilden seines jüngeren Kollegen zutiefst fasziniert: Haeses schwerelos
anmutende „Raumgrafiken“ bilden bis heute ein überzeugendes Gegengewicht zu
einer blockhaft-statischen Auffassung von Skulptur.

Das Museum Lothar Fischer präsentiert Plastiken aus dem Nachlass des Künstlers (Courtesy Galerie Thomas, München) und ergänzt sie um wenige Arbeiten aus
Privatbesitz. Neben den Drahtobjekten sind auch frühe Monotypien zu sehen, in denen Günter Haese seine „Raumzeichnungen“ vorbereitet.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Skulpturenmuseum Glaskasten Marl und dem Ernst Barlach Haus in Hamburg. Während der Ausstellung wird der Film Günter Haese. Ein Grenzgänger zwischen Leicht bewegt und Stillstand von Werner Raeune aus dem Jahr 2014 gezeigt. Es erscheint ein 46-seitiger Katalog mit einem Text von Reinhard Spieler und einem Ateliergespräch mit Günter Haese (10 Euro).

http://museum-lothar-fischer.de

Museum Lothar Fischer
Weiherstraße 7a
92318 Neumarkt i.d.OPf.
Öffnungszeiten: Mi – Fr 14 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 17 Uhr
Telefon: 09181 51 03 48
museum-lothar-fischer.de

Teilen mit
Zurück zur Übersicht