Nürnberger Maler war Star der Dürer-Renaissance

Hoffmanns geniale Kopien

von Sonja Mißfeldt - 4.3.2022

Nürnberg - Nürnberger Bürger und europäischer Künstler: Hans Hoffmann (um 1545/50 – 1591/92) gilt als Hauptvertreter der sogenannten Dürer-Renaissance und machte sich vor allem mit beeindruckenden Kopien und Motiven nach Werken Albrecht Dürers einen Namen. Das Germanische Nationalmuseum widmet dem damals hochgeschätzten Maler ab Donnerstag, 12. Mai eine große Sonderausstellung.

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Hans Hoffmann: Distel und Erdbeere mit Föhrenzapfen und Schnecken, 1583, Dauerleihgabe der Stadt Nürnberg

Auf den ersten Blick kommt er einem bekannt vor, doch es ist nicht der Hase von Albrecht Dürer, der auf Plakaten für die nächste große Sonderausstellung des GNM wirbt. Das Aquarell stammt von Hans Hoffmann, der dem großen Meister nacheiferte. Bei eingehender Betrachtung werden die Unterschiede deutlich. Zwar hocken beide Hasen isoliert vor einem chamoisfarbenen Hintergrund, doch platzierte Dürer (1471-1528) seinen Feldhasen diagonal im Bildraum, so dass der Betrachter ihn von der Seite sieht. Hoffmann änderte diese Position in eine extreme Nahsicht von oben. Ein wenig ängstlich sind die Augen seines Hasen nach oben gerichtet und suchen den Kontakt zum Betrachter. Das scheue Tier scheint zum Greifen nah zu sein. Sein puschelig-dichtes Fell gestaltete Hoffmann mit fein aufeinander abgestimmten Brauntönen, die von filigranen weißen Strichen durchwoben sind. Dadurch wirkt sein Hase weicher, freundlicher und weniger wild als der Feldhase Dürers, dessen Fell dunkle Striche akzentuieren. Dennoch ist die Ähnlichkeit unverkennbar.

In sieben Kapiteln zeigt die Sonderausstellung erstmals einen umfassenden Überblick über das Leben und Werk Hoffmanns. Sie behandelt das Verhältnis von Original und Kopie, künstlerischen Formen der Aneignung und der Transformation fremder Kunstwerke. Denn Hoffmanns Tätigkeit als Imitator des großen Albrecht Dürer war kein individuelles Spezialgebiet, sondern ein europäisches Kunstphänomen, das als Dürer-Renaissance in der Zeit um 1600 seinen Höhepunkt erlebte. In der Gegenüberstellung von Gemälden und Zeichnungen Hoffmanns mit denen seiner Zeitgenossen und ausgesuchten Werken Dürers wird das hohe Niveau deutlich, das Hoffmann als Kopist erreichte.

Über sein Leben ist wenig bekannt: Seit 1576 lebte Hoffmann nachweislich in Nürnberg, 1584 war er am Münchner Hof Herzog Wilhelms V. tätig, ein Jahr später berief ihn Kaiser Rudolph II. als Hofmaler nach Prag. In Nürnberg hatte Hoffmann privilegierten Zugang zu der berühmten Kunstsammlung von Willibald Imhoff, in der sich ein erheblicher Teil des künstlerischen Nachlasses von Albrecht Dürer befand. Die Sammlung bot ihm nicht nur zahlreiche Vorlagen für seine Dürer-Kopien, sondern auch Anregungen für eigenständige Naturstudien.

Großen Raum nehmen dementsprechend in der Ausstellung seine Tier- und Pflanzenstudien ein, die von einer großen Naturnähe zeugen. Sie machen das besondere Verhältnis von Natur, Wissenschaft und Kunst im späten 16. Jahrhundert deutlich. Die Faszination für Flora und Fauna und deren präzises Studium spiegeln sich auch in kunsthandwerklichen Objekten jener Zeit. In einer kleinen Kunst- und Wunderkammer zeigt die Ausstellung mit Tieren und Pflanzen geschmückte Goldschmiedearbeiten und mit raffinierten Naturabgüssen verzierte Keramik. Porträts namhafter Nürnberger Persönlichkeiten veranschaulichen zudem die Kreise, in denen Hoffmann sich bewegte; religiöse Kompositionen zeigen seine künstlerische Raffinesse. Als selbstständige Schöpfungen halten sie problemlos der zeitgenössischen Konkurrenz stand.

Hans Hoffmann: Liegender Hase von vorn, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett © Jörg P. Anders

Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20.30 Uhr
Telefon: 0911 13 31-0
www.gnm.de

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