Beate Höhn (co>labs Nürnberg) und Micha Purucker (München) sind seit den achtziger Jahren in Bayern, national und international mit ihren choreographischen Arbeiten präsent. Immer wieder haben sich ihre doch sehr unterschiedlichen künstlerischen Wege gekreuzt - sei es in gemeinsamen Projekten, bei Symposien oder in Verbindung mit anderen künstlerischen Formaten.
In einem gemeinsamen Recherchevorhaben der beiden Choreograf:innen, das als Resümee in einem interaktiven Ausstellungsformat im Setting eines Arbeitsraumes mündet, wird das Projekt zum Thema Umbrüche – Zeitenwende - Déjà-vues nun einem Publikum in Nürnberg (Künstlerhaus) und München (artists' choice, Glockenbach) vorgestellt.
Das heraushebende Merkmal dieser Zusammenarbeit liegt in der gemeinsamen Zeitgenossenschaft der Künstler:innen, bei gleichzeitig sehr verschiedenen künstlerischen Handschriften: Höhn / Purucker arbeiten methodisch, stilistisch, ästhetisch, dramaturgisch sehr unterschiedlich. Diese Unterschiede soll das Vorhaben keinesfalls verwischen, sondern verschärfen, indem es aufzeigt, wie ein gemeinsames Rechercheunternehmen zu divergierenden szenischen Entwürfen, Ideen, künstlerischen Strategien, Skizzen und Lösungen führen kann.
Beide Arbeitsansätze haben sich immer politisch, sozial und kulturell zur Gegenwart positioniert. Wegen dieser Aufmerksamkeit der beiden Choreograf: innen zur aktuellen Gegenwart und dem damit verbundenen sozialen Umfeld, so wie auch auf Grund ihrer persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen, stellt sich beiden angesichts der anstehenden Zeitenwende und ihrer möglichen Konsequenzen zunehmend der Eindruck diverser Wiedergänger und Déjà-vues ein. So stellen die beiden gemeinsam folgende Fragen: Wird man erneut in einer Blockbildung erstarren (Ost-West, Nord-Süd), mit all den Grenzziehungen und dem Konfrontationspotential, wie man es schon mal kannte und für überwunden hielt (Nato - Doppelbeschluss)? Welchen Selbsttäuschungen erlag man, welchen Lügen schenkte man Glauben und warum? Erleben wir eine schleichende Gegen-Säkularisierung, die einhergeht mit dem Erstarken religiöser Konflikte? Ist die Unversehrtheit des Leibes und die Verfügung über den eigenen Körper erneut in der Diskussion (§218, LGBT+, Transhumanismus, Gesundheitsdiktatur)? Ist das ‚westliche‘ Modell als Blaupause der Globalisierung ein neu verpackter Kolonialismus?
Nürnberg: Künstlerhaus Glasbau, Königstr. 93 //Eröffnung 4. Februar 2023// 18:00 Uhr // Ausstellung 4. Februar bis 2.März 2023
München: artists’choice, Ickstattstr. 22 // 23.3. - 26.3., 30.3. - 2.4. 18.00 Uhr