Fotofestival Nürnberg 2021

Max Böhner - Akt-Bilder, Bildakt, Bild-Aktivismus: Queerness in US-amerikanischen Physique-Fotografien und -Magazinen der 1950er und 1960er Jahre

Aufzeichnung des Online-Vortrags

Di / 01.06.2021 / 23:59 - 00:00 Uhr

So / 04.07.2021 / 23:59 Uhr

Das Fotofestival Nürnberg 2021 auf kino3: go.nuernberg.de/5f6d2237


Aufzeichnung des Vortrags von Max Böhner mehr zum Thema "Queerness in US-amerikanischen Physique-Fotografien und -Magazinen der 1950er und 1960er Jahre".

Die neue queere visuelle Kultur, die in den USA nach 1945 entstand, in den 1950er und frühen
1960er Jahren einen Höhepunkt in ihrer Beliebtheit und Verbreitung erreichte und in den
späten 1960er Jahren allmählich verschwand bzw. obsolet wurde, lässt sich medien-, spartenund
genreübergreifend finden. Sie setzt sich zusammen aus Kunst (bspw. Gemälden, Collagen
und Siebdrucken), Untergrund- und Mainstream-Film, Buchcover-Illustrationen, Fotografien aus
Privatsammlungen und, nicht zuletzt, Physique-Fotografien und -Magazinen. Physique-
Fotografien, die sich als männliche Pin-up- oder Akt-Fotografien bezeichnen lassen können,
wurden in den zahlreichen Physique Magazines, die nach dem zweiten Weltkrieg in den USA
entstanden und sich an eine queere Klientel richteten, abgedruckt. Für den Heimgebrauch
konnten außerdem Abzüge der Fotografien und, etwas später, gleichermaßen homoerotische
Filme über die Magazine bestellt werden.

Zum ersten Mal wurden vorrangig bildlich arbeitende Magazine von queeren Produzenten für
gleichgeschlechtlich begehrende Leser/Betrachter veröffentlicht und vertrieben, darunter
Physique Pictorial, Grecian Guild Pictorial und Adonis. Auch wenn die queere visuelle Kultur der
Zeit mehr als Physique-Fotografien und -Magazine einschließt, stellen diese einen zentralen
Dreh- und Angelpunkt in der queeren Bildwelt und Geschichte dar, da sie sich nicht nur schnell
und stark verbreiteten und queere Ästhetiken und Ikonografie nachhaltig beeinflussten, sondern
auch, weil diverse Rechtsstreite der Fotografen und Publizisten eine Lockerung der Zensur in
den USA bewirkten.

Der Vortrag soll die Entstehungsgeschichte dieser queeren Ästhetik und die fotografische
Darstellung queerer Maskulinitäten und Homoerotik in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in
den USA nachzeichnen. Im Sinne einer sozialgeschichtlichen Kunst- und Bildgeschichte und in
Anlehnung an die Theorie des Bildakts wird dabei die Agency dieser Bilder im Kampf gegen
homofeindliche Zensur, Stigmatisierung, Kriminalisierung und Pathologisierung diskutiert. Bilder
und Bildmedien werden nicht als Nebenschauplätze oder Nebenprodukte einer queeren
Befreiungsbewegung betrachtet, sondern als aktivistische Agent*innen.

Max Böhner (*1992) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in Kunstgeschichte und -theorie der
Moderne und Gegenwart an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und Doktorand in
Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. An der HU Berlin absolvierte
er zuvor auch seinen Bachelor und Master und war 2020 Lehrbeauftragter. In seiner Dissertation,
„Twilight Aesthetics: Queer Visual Culture in the United States between 1945 and 1969“, setzt er
sich mit der queeren visuellen Kultur in den USA auseinander. 2019/20 war er Stipendiat der
Terra Foundation for American Art an der University of Southern California. Seine
Forschungsschwerpunkte sind moderne und zeitgenössische Kunst und visuelle Kultur in
Europa und den USA, Queer und Gender Studies, Ästhetik und Intermedialität.

Wer die Livestreams der Vorträge und Diskussionsrunden verpasst hat, kann sich diese noch bis 27.6. nach kostenloser Registrierung im kino3 umsonst anschauen. Die Aufzeichnungen dieser werden immer ca. drei Tage nach Veranstaltungsdatum auf der Festivalplattform im kino3 (go.nuernberg.de/5f6d2237) online stehen.

Um das umfangreiche Filmangebot und den digitalen Rundgang durch die Ausstellung des Fotofestivals in kino3 nutzen zu können, benötigt es einen gültigen Fotofestival-Filmpass. Dieser kostet 10,-€ oder als Fotofestival-Supporter-Filmpass 15,-€ und ist von 30.4. bis 27.6.2021 gültig (er verlängert sich nicht automatisch). Mit einer einfachen Bestellung per E-Mail inkl. des Betreffs Fotofestival-Filmpass oder Fotofestival-Supporter-Filmpass an filmhaus@stadt.nuernberg.de unter Angabe ihres Namens und Adresse kann der Filmpass erworben werden. Die Rechnung und Zugangsdaten bekommen Sie im Anschluss per E-Mail. Der Filmpass ist ausschließlich für die Vorstellungen im kino3 gültig. Wir bitten um rechtzeitige Bestellung.

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