1000 x kopiert. 500 Jahre Dürers Betende Hände

Das KUNSTHAUS Nürnberg präsentiert in Kooperation mit dem Germanischen Nationalmuseum und dem Kulturreferat der Stadt Nürnberg die Ausstellung »1000 x kopiert. 500 Jahre Dürers Betende Hände« mit zeitgenössischen Positionen von Anders Möhl, Markus Putze und Fredder Wanoth.

Die drei Nürnberger Künstler bieten mit ihren speziell für diese Ausstellung konzipierten Beiträgen – neben den Arbeiten von Timm Ulrichs »Chiromantisches Manuskript« (1961) und Klaus Staeck »Zur Konfirmation« (1970) - nicht nur Einblick in den aktuellen Umgang mit dem »Phänomen« Betende Hände in der Kunst, sondern übernehmen mit ihrem interventionistischen Ansatz im Kontext des Ausstellungsprojektes einen bedeutenden Beitrag an der Schnittstelle von historischer Bearbeitung und populärer Darstellung des Themas.

Markus Putze spürt in seinem komplexen Wandbild »o. T. « (2008) der Frage nach, was die Betenden Hände als Zeichen von Religiosität im 21. Jahrhundert bedeuten, wie Glaube und Kontaktaufnahme zu Gott in unsere Gesellschaft über den Betgestus konnotiert sind und darüber hinaus, was den Popstar mit dem Genie verbindet und wer die Heiligen der Neuzeit sind.
In seiner atmosphärisch verdichteten Malerei werden diese Fragestellungen bildnerisch bearbeitet und damit der Versuch unternommen, deren Vielschichtigkeit begehbar und damit erlebbar für den Betrachter zur Diskussion zu stellen.

Anders Möhl lässt in seiner Fotoskulptur »Aus dem Feuer Geboren« (2008) den Helleraltar 1:1 wieder erstehen, unterzieht allerdings den Altar einer Korrektur. Denn niemand kennt das Original, da es ca. 1730 verbrannt ist, Jeder hingegen kennt die Handstudie zu dem Meisterwerk: Die Betenden Hände. Möhl vereinigt »die Altarkopie von Jobst Harrich, die Handstudie Dürers und die wütende Kraft des Feuers« (A. Möhl) und schafft damit eine neue Skulptur, sozusagen einen »Dürer«-Altar des 21. Jahrhunderts.

Im Sinne von »Betende Hände – revisited« hat Fredder Wanoth den Helleraltar in ein klassisches Tafelbild transformiert, geschnitzt und bemalt in der Lasurtechnik der Renaissance und unterstreicht damit seine Reminiszenz, nicht nur an die zum Symbol gewordene zeichnerische Vorstudie der Betenden Hände, sondern auch  an Dürer selbst und dessen Meisterschaft. Wanoth unterzieht  jedoch die Protagonisten seinem kritischen Blick und ersetzt die heilige Gesellschaft des Flügelaltars durch Personal u.a. aus der Finanz- und Bankenwelt.
Sein Beitrag trägt den Titel »Das kritische Tafelbild« (Lasurmalerei auf Kirschholz, 2008) und ist »keine Neuinterpretation, sondern die Übertragung einer tradierten Symbolik mit den Mitteln eines Belehrungsbildes der Renaissance in die Problematik der Neuzeit ... Abgesehen davon, dass die Welt der modernen Medien alles immer Sinn entlehrter macht, hat uns die moderne Technologie in ein Mittelalter der Glaubensfragen zurückgeworfen.« (Fredder Wanoth)

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