Vita brevis, ars longae - Eine Sache der Malerei: Stephan Deckert & Annette von Kienlin

28. März bis 28. April 2002

Stephan Deckert, geboren 1962 in München und gestorben 1997 in Berlin, und Annette von Kienlin, geboren 1956 in Stuttgart und gestorben 1999 in München, haben sich nicht gekannt. Sie waren beide Menschen, die die Freiheit gesucht haben, aber Ängste hatten, sie nicht leben zu können. Doch dieses selbstbestimmte Ende ist nicht der Anlass der Ausstellung, es ist nur eine erstaunliche Parallele.

Deckert orientierte sich anfangs an den alten Meistern, er trieb Studien, die zu seiner Zeit im Studienbetrieb der Hochschulen als leicht exotisch gelten konnten. Dem Neoexpressionismus der 80er Jahre setzte er eine unzeitgemäß realistisch-kühle Sicht von Straßen, Interieurs, banalen Alltagsgegenständen entgegen, Portraits waren ebenfalls ein selbstverständlicher Gegenstand seiner Kunst.

Kienlins Bilder sind exaltierter und gestisch, aber auch sie war unbedingt an der gegenständlichen Welt interessiert, sie war auf der Suche nach Sinnlichkeit und Unmittelbarkeit, wollte das Wesen einer Rose malen, nicht ihre Ansicht. Und bevor sie vor dem Ende ihres Lebens die fulminante Serie der Rosen malte, beschäftigte sie sich u.a. mit Klobürsten oder Kanälen. Beide fanden in scheinbar abgegriffenen Sujets ein hohes Maß an Poesie, das sie brillant umsetzten.

Die hohe Qualität der Bilder beider Maler und ihr unterschiedlicher Zugang zur Realität war der Grund für diese Ausstellung, wobei beide der Frage, ob sie gegenständlich oder abstrakt malten, nichts abgewinnen konnten. Eine Ausstellung, die sonst landläufig als Ausstellung junger Künstler daher kommt, vielleicht als Debütantenausstellung tituliert werden könnte, doch ungewöhnlicherweise den Einblick in ein zwangsläufig abgeschlossenes Werk bietet. Zwei Werke, die zu entdecken unbedingt lohnte.

Die Ausstellung wurde am Mittwoch, den 27.3.2002 um 20 Uhr eröffnet.
Es sprachen der Schriftsteller Jan Peter Bremer (Berlin) zu den Bildern von Stephan Deckert und der Kunsthistoriker Prof. Dr. Andreas Kühne (München) zu den Bildern von Annette von Kienlin.

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