Michael Jostmeier - Unterwegs

Art meets public

Von der Fotografie zum computergenerierten Bild. Und zurück!

Mi / 15.05.2024 / 19:00 Uhr


Der Bildwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Schaden (TH Nürnberg, Fakultät Design) und der Fotograf Prof. Michael Jostmeier im Gespräch mit Matthias Dachwald (Kurator Kunsthaus) über die Fotografie von Michael Jostmeier im
Kontext von computergenerierter Fotografie und unter Einbeziehung von KI, aber auch in Bezug auf Otto Steinert,
einem Pionier der experimentellen Fotografie.

Ein scharfer Anschnitt aufgenommen von schräg hinten, von der Rückbank einer Limousine. Der Blick des Fahrers, wie der Kamera, folgt der Straße, die eine sanfte Linkskurve vollführt. Im Bildzentrum befindet sich der Rückspiegel, darin erkennt man die beiden Personen im Fond. Das Gesicht des Fotografen ist durch den Fotoapparat verdeckt, das Antlitz daneben stellt sich, bei genauer Betrachtung, als jenes des späteren Bundespräsidenten, Johannes Rau, heraus. Eine Schwarz-Weiß-Fotografie, wie aus einem Roadmovie, die das Unterwegssein in den Mittelpunkt rückt. Auch wenn das Bild aus einer vergangenen Epoche stammt, ist es mit einer zeitlosen, spannungsreichen Dynamik aufgeladen.

Der Fotograf Michael Jostmeier ist emeritierter Professor für Computer Generated Imagery (CGI) an der Technischen Hochschule Georg-Simon-Ohm in Nürnberg und gehört in Fachkreisen zu den Pionieren der Verknüpfung von Computergrafik und Fotografie, mit der er sich bereits seit den frühen 1980er-Jahren beschäftigt. Darüber hinaus ist er aber studierter Fotograf mit einem vielfältigen Oeuvre, das kaum bekannt ist. Er hat an der Folkwangschule in Essen visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Fotografie bei Otto Steinert und Inge Oswald studiert, deren Assistent er nach dem Studium war. Parallel begann Jostmeier, bedingt durch einen Zufall, die Wahlkampfauftritte des späteren Ministerpräsidenten von NRW und Bundespräsidenten Johannes Rau zu fotografieren. Zunächst frei, dann als fester Bestandteil der Entourage für die fotografische Dokumentation. So kam er mit zahlreichen Politikgrößen der Zeit wie Willy Brandt, Helmut und Loki Schmidt, Helmut Kohl oder Franz Josef Strauß in Kontakt.

Er gründete eine Designagentur und legte sich zum Ausgleich für das stressige professionelle Werbebusiness eine Lochkamera zu. Auf Geschäftsreisen experimentierte er mit ihr zur Entspannung. Immer öfter ergründete er, neben
seinen Aufgaben in der Agentur und später an der Hochschule, die faszinierende Vielfalt der Fotografie: Reisefotografie mit Großbildkamera, Landschafts- und Streetfotografie, aber auch Dokumentarfotografie und immer wieder auch am Computer generierte Lichtbilder.

Das Kunsthaus Nürnberg stellt mit Unterwegs 1956 – 2023 erstmals das fotografische Schaffen von Michael Jostmeier in seiner Spannbreite in einer institutionellen Ausstellung vor. Unterwegs war und ist Jostmeier nicht nur als Reisender, sondern eben auch fotografisch in unterschiedlichen Gefilden. Eine Ausstellung, die von der Neugier des Fotografen geprägt, voller Überraschungen ist und derart auch eine Reise durch die Ausstellungsräume des Kunsthauses bietet.
In einem eigenen Ausstellungsraum zeigt das Kunsthaus die Fotografien von Heinrich Jostmeier, dem Vater des Fotografen, dem bereits eine eigene Schau im Folkwang Museum Essen gewidmet war. Die Fotografien sind ein wertvolles zeithistorisches Dokument in die subjektiven Einblicke einer bundesrepublikanischen Welt der 1950er- und 60er Jahre.

Eintrittspreise:

Eintritt: 4 €Gebühr für die Veranstaltung, Eintritt in die Ausstellung frei

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