Orson Welles bezeichnete sie einst als „beste Schauspielerin der Welt“. Kaum ein Regisseur konnte sich ihrer Persönlichkeit und beispiellosen Präsenz entziehen. Jeanne Moreau war die Muse und das Gesicht der Nouvelle Vague – eindringlich, sinnlich, herausfordernd. Berühmt für ihre unberechenbare Weiblichkeit und ihre außergewöhnliche Stimme, faszinierte sie mit dunklen Blicken und einer Unnahbarkeit, hinter der sich eine impulsive und verletzliche Seele offenbarte. Ihre Distanziertheit, Erhabenheit und Erotik begründeten den Mythos von „la Moreau“.

Geboren am 23. Januar 1928 in Paris, studierte die Tochter einer englischen Tänzerin und eines französischen Hoteliers Schauspiel am Pariser Konservatorium. Bereits als 15-Jährige entschied sie sich, nach ihrer eigenen Façon zu leben, wusste, nachdem sie Jean Anouilhs „Antigone“ sah, was sie sein würde: Antigone, eine nach Wahrheit suchende Rebellin. Jeanne Moreau ist seitdem ihren eigenen Weg gegangen, angetrieben von Leidenschaft, Neugier und Wahrhaftigkeit, die im Leben und Film gleichsam verschmolzen, hat sich privat und beruflich mit leidenschaftlichen und kreativen Menschen umgeben, Menschen, die sie bereicherten „damit sie mich zu dem zu machen, was ich geworden bin.“

Jeanne Moreau feierte Theatererfolge an der Comédie-Française – dessen jüngstes Mitglied sie wurde (1948-1952) – und an anderen Bühnen, bevor sie begann, auch als Filmschauspielerin zu arbeiten. In den 50er Jahren lernte sie ihr Handwerk und spielte rund 20 Rollen, meist in Kriminalfilmen, ehe Louis Malle sie entdeckte. In seinem Film FAHRSTUHL ZUM SCHAFOTT (1958) mit Miles Davis’ existenzialistischen Klängen wurde sie zum Star und blieb es bis an ihr Lebensende. Internationale Berühmtheit erlangte sie als Ehebrecherin in Louis Malles nächstem Film DIE LIEBENDEN, der 1958 zum Skandalerfolg avancierte. Das Jahr markierte auch den vorläufigen Abschied vom Theater. In den 60er Jahren entstanden künstlerisch fruchtbare Arbeiten mit Michelangelo Antonioni (DIE NACHT, 1960), François Truffaut (JULES UND JIM, 1962), Orson Welles (DER PROZESS, 1962 und FALSTAFF, 1965), Jacques Demy (DIE BLONDE SÜNDERIN, 1963), Luis Buñuel (TAGEBUCH EINER KAMMERZOFE, 1964), Tony Richardson (MADEMOISELLE, 1966) – eine beachtliche Serie von Werken, die Filmgeschichte schrieben.

Es folgten Produktionen mit Joseph Losey, Elia Kazan, Marguerite Duras, André Téchiné, Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders, Theo Angelopoulos, Luc Besson, um nur die wichtigsten zu nennen. Jeanne Moreau suchte sich ihre Regisseure aus, legte großen Wert auf die persönliche Beziehung zu ihnen, „weil mein Leben und meine Arbeit dabei auf dem Spiel stehen. Spiel und Leben sind untrennbar miteinander verbunden. Eine Rolle ist für mich eine menschliche Erfahrung, die ich erleben will. Schauspielen heißt für mich, vor der Kamera zu leben und nicht, irgendetwas vorzutäuschen.“ Immer ganz sie selbst und zugleich die Rolle, lehnte sie eine Vielzahl von Angeboten ab, darunter eines für die Großproduktion SPARTAKUS (1960), um mit Antonioni an DIE NACHT zu arbeiten.

Ermutigt von Orson Welles, inszenierte Jeanne Moreau in den 70er Jahren zwei eigene Filme: IM SCHEINWERFERLICHT (1976) und MÄDCHENJAHRE (1979). 1974 kehrte sie auf die Theaterbühne zurück und übernahm auch häufiger Fernsehrollen. Ihre langjährigen Schauspielerfahrungen gab sie bis ins hohe Alter in zahlreichen Kursen und Workshops an den Nachwuchs weiter. JULES UND JIM, ihr vielleicht größter Erfolg, in dem sie das Chanson „Le Tourbillon“ über den Wirbelwind des Lebens singt, machte sie auch weit über den Film hinaus als Sängerin populär.

Das Filmhaus widmete der am 31. Juli 2017 verstorbenen Leinwandlegende, die in 70 Jahren in annähernd 150 Filmen vor der Kamera stand, eine Hommage mit zehn Filmen, darunter eine eigene Regiearbeit – großteils in der Originalfassung mit Untertiteln, damit „la Moreau“ auch mit dem Klang ihrer unvergleichlichen Stimme in den Bann zu ziehen vermochte.

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Hommage an Jeanne Moreau

Fahrstuhl zum Schafott

Do / 05.10.2017 / 19:15 Uhr
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Die Liebenden

Fr / 06.10.2017 / 19:15 Uhr
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Die Nacht

Sa / 07.10.2017 / 19:15 Uhr
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Fahrstuhl zum Schafott

So / 08.10.2017 / 11:00 Uhr
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Die Liebenden

So / 08.10.2017 / 17:00 Uhr
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Fahrstuhl zum Schafott

So / 08.10.2017 / 19:15 Uhr
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Die Nacht

Sa / 14.10.2017 / 17:00 Uhr
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Jules und Jim

So / 15.10.2017 / 11:00 Uhr
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Die Blonde Sünderin

Do / 19.10.2017 / 19:15 Uhr
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Tagebuch einer Kammerzofe

Fr / 20.10.2017 / 19:15 Uhr
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Jules und Jim

Sa / 21.10.2017 / 17:00 Uhr
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Falstaff

Sa / 21.10.2017 / 19:00 Uhr
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Die Blonde Sünderin

So / 22.10.2017 / 17:00 Uhr
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Jules und Jim

So / 22.10.2017 / 19:45 Uhr
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Mademoiselle

Do / 26.10.2017 / 19:15 Uhr
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Mädchenjahre

Fr / 27.10.2017 / 19:15 Uhr
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Tagebuch einer Kammerzofe

Sa / 28.10.2017 / 17:00 Uhr
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Der schwebende Schritt des Storches

Sa / 28.10.2017 / 18:45 Uhr
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Mädchenjahre

So / 29.10.2017 / 13:00 Uhr
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Mademoiselle

So / 29.10.2017 / 19:15 Uhr