Hanns Zischler (*1947 in Nürnberg) ist nicht nur einer der meistbeschäftigten deutschen Schauspieler – seine Filmografie umfasst 250 Arbeiten für Kino und Fernsehen –, er ist außerdem als Dramaturg, Schriftsteller, Regisseur, Film- und Literaturkritiker, Übersetzer, Fotograf, Essayist, Ausstellungsmacher, Fernsehmoderator, Verleger und Sprecher von Hörbüchern tätig.

Aufgewachsen in Mittelfranken, studierte Hanns Zischler zunächst Ethnologie, Philosophie, Musik und vergleichende Literaturwissenschaft in München und in Berlin, der Stadt, die bis heute sein Lebensmittelpunkt geblieben ist. Seit 1967 übersetzte er wissenschaftliche Literatur aus dem Französischen und Englischen, ab 1968 arbeitete er als Dramaturg, später auch als Regisseur an der Berliner Schaubühne. Erste Rollen als Darsteller in Filmen übernahm Zischler ab 1968 in Filmen von Wim Wenders und anderen jungen Regisseuren im Umfeld der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film. Einem größeren Publikum bekannt wurde er durch Wim Wenders’ IM LAUF DER ZEIT (1976). Seither hat er als Darsteller u. a. in Filmen von Chantal Akerman, Thomas Arslan, Olivier Assayas, Pascal Bonitzer, Thomas Brasch, Claude Chabrol, Jacques Doillon, Jean-Luc Godard, Rudolf Thome, István Szabó und Steven Spielberg mitgewirkt. Als Vaterfigur, als Liebender, als Kommissar, als „der Deutsche“ in ausländischen Produktionen, als Gestapo-Chef Klaus Barbie, aber auch als Mossad-Agent hat Hanns Zischler seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt und durch seine Leinwandpräsenz beeindruckt: „Er füllt auf eine emphatische, dabei absichtsvoll zurückhaltende Weise den Raum und die Szene. Er, der äußerlich umtriebige, hat aus seinem mimischen und, als Autor, auch stilistischen Phlegma ein Markenzeichen entwickelt: die expressive Lakonie“. (Jochen Hieber, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Das Filmhaus widmete sein Oktoberprogramm im Jahr 2019 dem „Vielfachästheten und Multiartisten“ (J. H.) und zeigte sieben Filme, in denen er als Darsteller zu sehen ist, darunter auch eine eigene Regiearbeit, sowie neun weitere Filme, die Hanns Zischler im Rahmen einer Carte blanche ausgewählt hat: Klassiker der Filmgeschichte, ebenso wie Entdeckungen, vom sowjetischen Stummfilm DAS ZIGARETTENMÄDCHEN VON MOSSELPROM aus dem Jahr 1924 über Walt Disneys CINDERELLA (1950) bis zu Robert Bressons letztem Film DAS GELD aus dem Jahr 1983. Wir freuen uns sehr, dass Hanns Zischler im Rahmen dieser Reihe mehrfach im Filmhaus zu Gast war und in die Filme einführte.