Dominik Graf gehört zu den wichtigsten, vielseitigsten und mit mittlerweile fast 50 Filmen auch produktivsten deutschen Filmemachern unserer Zeit. Wie kein anderer Regisseur versteht er es, das Medium Fernsehen zu nutzen, um anspruchsvolle Filme zu produzieren. Seine Position innerhalb des Filmbetriebs ist einzigartig, sein Werk lässt sich nicht einfach einordnen: Er betrachtet den Autorenfilm skeptisch, lehnt aber ebenso den deutschen Blockbuster-Film ab. „Die Ränder des Mainstreams sind ja immer die kreativsten Plätze der Filmgeschichte“ formulierte Graf in einem Interview. Graf nennt sich mit Stolz einen Genre-Regisseur. Sein Werk umfasst Komödien, Melodramen und immer wieder Polizeifilme. Im Mantel des Genres hat Graf die Freiheit zu zeigen, was ihn interessiert: Kleine alltägliche Gesten und Handgriffe, präzise Dialoge, exakte Milieustudien. Seine Figuren sind das Gegenteil von den oft melancholischen, passiven Charakteren vieler deutscher Autorenfilme. Meistens sind sie sehr aktiv, oft befinden sie sich am Rande des Wahnsinns.
Am 1. April wird Grafs neustes Meisterwerk IM ANGESICHT DES VERBRECHENS mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Es ist bereits das neunte Mal, dass Dominik Graf diesen wichtigsten deutschen Fernsehpreis erhält. Aus diesem Anlass eröffnen wir die Werkschau mit dieser Miniserie.


Eine besondere Rolle im Werk Grafs spielen seine Autoren, zu denen er eine enge Bindung pflegt. Günter Schütter, Rolf Basedow, Markus Busch, und Christoph Fromm sind die Autoren, mit denen Graf immer wieder zusammenarbeitet. In der Werkschau wird diesem engen Verhältnis Rechnung getragen, indem sie einzelne Blöcke erhalten. Den Anfang machen die Filme mit Günter Schütter. DIE SIEGER ist einer der einschneidendsten Filme im Leben Grafs. Als große Kinoproduktion angelegt, entwickelte er sich zu einem finanziellen Flop, in dessen Folge Graf sich wieder mehr dem Fernsehen zuwandte. Die Arbeit bei der FAHNDER-Serie bezeichnet Graf als seine Lehrjahre nach der Filmhochschule. Die Folge NACHTWACHE ist für ihn der kleine Bruder der späteren POLIZEIRUF 110: DER SCHARLACHROTE ENGEL, einer der Lieblingsfilme Grafs und die vielleicht beste Folge der Serie. Die beiden Filme laufen bei uns am 8.4 als Doppelfeature. Dominik Graf wird zu der Vorstellung zu Gast sein. Zwei weitere Polizeifilme aus dem Tandem Schütter/Graf sind an diesem Wochenende zu sehen: TATORT: FRAU BU LACHT gilt als einer der besten TATORTE, der je gedreht wurde, sowie DER SKORPION.
Wohl kein anderer Autor hat sich in das Berliner Rotlichtmilieu so eingearbeitet wie Rolf Basedow. IM ANGESICHT DES VERBRECHENS ist der Höhepunkt dieser Recherchearbeit. Bereits zuvor beleuchteten HOTTE IM PARADIES (am 14.4. in Anwesenheit von Rolf Basedow) sowie SPERLING UND DER BRENNENDE ARM dieses Milieu. Zwei weitere Fernsehhighlights, die auch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurden sind POLIZEIRUF 110: ER SOLLTE TOT und EINE STADT WIRD ERPRESST. 


Ergänzt wird der erste Teil der Werkschau durch zwei eher ungewöhnliche Filme: BEI THEA, ein langsamer Film, der eine Mutter-Sohn Geschichte im Schatten des Holocaust erzählt, sowie MÜNCHEN – GEHEIMNISSE EINER STADT, ein sehr persönlicher Essay-Film über die Biographie einer Stadt und der Menschen, die in ihr leben.


Die bisher größte Werkschau des Ausnahmeregisseurs Dominik Graf wird im Mai fortgesetzt. Gezeigt werden 28 Filme, darunter viele preisgekrönte Film- und Fernsehproduktionen, die noch nie im Kino zu sehen waren.


Am 8. April wird Dominik Graf zu Gast im Filmhauskino sein. Am 14. April besucht Rolf Basedow das Filmhaus.