Der Filmkomiker Jacques Tati war nach eigener Aussage ein visueller Mensch – auch in der Filmgeschichtsschreibung wird er als Nachfahre der berühmten Stummfilmkomiker Charles Chaplin, Buster Keaton oder Harold Lloyd angesehen. Für ihn beruhte die Komödie auf Beobachtung. Gleichzeitig, und darin war er moderner Künstler, sich mit den Entwicklungen der Gesellschaft auseinandersetzend, betrachtete er seine Komödien als Satiren. DIE FERIEN DES MONSIEUR HULOT (1953) wertete er als „Satire auf Sommerfrischler, die keinen Urlaub machen.“ Ferien, das ist bei ihm eine streng reglementierte Sache: Rituale des Hotellebens, Essenszeiten, gesellschaftliche Ereignisse, Ausflüge usw. Für andere ist die Abfertigung der Urlauber Geschäft und Profession. Tatis Kunstfigur, Monsieur Hulot, tritt – schon rein äußerlich – als Unangepasster auf, der sich in dem Film den Urlaubszwängen entziehen möchte. Spontaneismus ist sein Lösungsversuch innerhalb des Modern Life, komische Kollisionen provozierend. Buster Keaton: „Tati knüpft an dem Punkt an, an dem wir vor 40 Jahren stehengeblieben sind.“

So gesehen sind auch die meisten Filmkomödien, die wir im Juli 2018 zeigten, Satiren. Neben dem Ferien-Topos greifen sie das Motiv der Reise auf. Das passt zum einen in die Jahreszeit, sie machen gut Wetter, zum anderen eignen sich Filme von unterwegs besonders für unerwartete Entwicklungen, Zuschauererwartungen können bestätigt, enttäuscht oder ad absurdum geführt werden. Filmische Reisen werden aus den unterschiedlichsten Gründen angetreten, werden im wortwörtlichen Sinne zur Erfahrung, egal, ob man das Weite oder (exotische) Erlebnisse sucht, zur Flucht getrieben ist, sich auf einer Irrfahrt befindet oder sich im Kreise bewegt. Die Reisenden interagieren mit den verschiedenartigsten Nichtreisenden, und nicht selten bietet auch die Komödie die Reise als Möglichkeit des Sich-Veränderns an. Freuen Sie sich also auf exaltierte Roadmovies aus fünf Jahrzehnten, wie DIE SCHRILLEN VIER AUF ACHSE (1983) von Harold Ramis nach einem Drehbuch von John Hughes, das wie LITTLE MISS SUNSHINE (2006) das Muster von der Reise variiert, bei der der Weg das Ziel ist.

Wir nehmen Sie mit HEISSER SOMMER auf die – heute auch ungewollt komische – „Innerzonenreise“ von Leipzig und Karl-Marx-Stadt mit nach Rügen. Mit dem im Juni 1968 gestarteten Musikfilm gelang der DDR-Filmfabrik DEFA ein unideologischer Kino-Hit mitten im politisch heißen Prager Frühling. Im weiteren Verlauf des Monats reisen Sie mit den Beatles – hauptsächlich im Zug – in A HARD DAY‘S NIGHT (1964), mit dem französischen Kultauto Citroën DS und Louis de Funès in DIE ABENTEUER DES RABBI JACOB (1973) durch Frankreich, verfolgen in O BROTHER, WHERE ART THOU? (2000) die Irrfahrten dreier Kettensträflinge im heißen Süden der USA. Erleben Sie DIE MARX BROTHERS AUF SEE (1931) als blinde Passagiere, den bereits zitierten Buster Keaton in THE NAVIGATOR (1924) auf dem gleichnamigen verlassenen Dampfer auf die hohe See hinaus treibend. Regulär gebucht bzw. gewonnen hat eine Kreuzfahrt hingegen ein rundlicher Mittfünfziger mit Hornbrille und Doppelkinn: Der Komiker Heinz Erhardt und Erfinder vieler goldener Sätze wurde in den 80er Jahren als Kultfigur wiederentdeckt und ist in DRILLINGE AN BORD (1959) in einer Dreifachrolle zu bewundern. Verdoppelt haben sich auch Laurel & Hardy in DIE DOPPELGÄNGER VON SACRAMENTO. Die bürgerlichen Stan und Ollie sind darin bereits in den Hafen der Ehe eingelaufen, wohingegen sich ihre Rabauken-Zwillingsbrüder Alf und Bert als Matrosen noch alle Freiheiten herausnehmen wollen. Vielerlei Verwechslungen sind vorprogrammiert. Am Ende der Filme stehen für ihre in die Zeitläufte und Ordnungen eingebundenen Protagonisten die unterschiedlichsten – auch moralisierenden – Erkenntnisse. Sie transportieren mehr oder wenig offenkundig ihre Entstehungszeit mit. Für den deshalb auch zeitreisenden Betrachter mag am Ende vielleicht nur eine befreiende Erkenntnis stehen: Wie komisch diese Ordnung der Welt doch ist.

Wir möchten Sie aber auch begeistern, genau hinzusehen. Unsere Filmkomödien bieten eine Reihe von Kurzauftritten und Cameos an. Entdecken Sie im Vorspann nicht genannte Persönlichkeiten, hier streng alphabetisch gelistet: Pattie Boyd, Phil Collins, Bo Diddley, Brian Epstein, John Landis, Richard Lester, Frank Oz, Charlotte Rampling und Mel Tormé.

Ja, und ganz zum Schluss möchten wir noch freudig mitteilen, dass wir Ihnen fast alle Filmkomödien als analoge 35-mm-Kopien präsentieren.