Hoffmanns Kinoerzählungen

 

11.12. bis 31.12.2025

 

»Ich bin das, was ich scheine, und scheine das nicht, was ich bin, mir selbst ein unerklärlich Rätsel, bin ich entzweit mit meinem Ich!« So hadert der Mönch Medardus, Hauptfigur und Erzähler in »Die Elixiere des Teufels«, einem der zentralen Werke E. T. A. Hoffmanns. Themen wie Ichverlust und Selbstfiktion, aber auch sein oft delirierender, verschlungener Stil machen Hoffmann (1776–1822) zu einem der, aus heutiger Sicht, modernsten Autoren seiner Zeit.

 

Hoffmann, einer der zentralen Autoren der deutschen Romantik, hat nicht nur in der Literatur-, sondern auch in der Filmgeschichte zahlreiche Spuren hinterlassen. Zwar hat bislang nur ein kleiner Teil seines vielseitigen Erzählwerks den Sprung auf die große Leinwand geschafft, aber dennoch finden sich in fast allen Epochen der vor allem deutschen, aber auch internationalen Filmgeschichte ästhetisch anspruchsvolle Hoffmann-Adaptionen. Das Filmhaus präsentiert im Dezember eine Auswahl von acht Filmen, die den Bogen schlägt vom Stummfilm der 1910er Jahre bis zum aufwendigen Fantasy-Spektakelkino der Gegenwart.

Die Reihe zeigt eindrucksvoll auf, wie Hoffmanns Werk Filmkünstler*innen immer wieder dazu verlockte, abseits der Pfade des Abbildungsrealismus zu wandeln und freiere Formen der Filmsprache zu erkunden. Kaum ein Film Ernst Lubitschs etwa ist ähnlich anarchisch und verwegen wie seine freie, diverse Hoffmann-Motive kombinierende Groteske DIE PUPPE. Auch Michael Powell und Emeric Pressburger kombinierten in HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN – am 11. Dezember zur Eröffnung der Reihe als seltene 35-mm-Importkopie vorgeführt und von einer Einführung der Hoffmann-Expertin Prof. Dr. Claudia Liebrand begleitet – gleich mehrere Hoffmann-Geschichten zu einem ausladenden Episodenfilm. Er ermöglichte dem legendären britischen Regieteam, ganz besonders tief vorzudringen in das eigengesetzliche Reich der Kino-Fantasie. Edgar Reitz wiederum legt in CARDILLAC ein oft übersehenes Schlüsselwerk des Neuen Deutschen Films vor: Reitz konfrontiert Hoffmanns Geschichte eines mordenden Goldschmieds mit der Gegenwart des Jahres 1969 und dekonstruiert die filmische Fiktion selbst, wenn er in die Spielhandlung Interviewpassagen mit den Hauptdarsteller*innen einflicht.

Außerdem ermöglicht es die Reihe, verschiedene Adaptionen desselben Stoffes miteinander zu vergleichen. CARDILLAC basiert auf Hoffmanns Erzählung »Das Fräulein von Scuderi«, die 1955 auch unter ihrem Originaltitel von DEFA-Regisseur Eugen York als klassischer Krimi verfilmt wurde. Auch Hoffmanns heute vielleicht bekannteste Erzählung, »Nussknacker und Mäusekönig«, hat bereits mehrfach den Sprung auf die Leinwand geschafft. In Filmhaus präsentieren wir zwischen Weihnachten und Neujahr zwei Versionen: den starbesetzten Disney-Realfilm DER NUSSKNACKER UND DIE VIER REICHE mit Keira Knightley als Zuckerfee sowie NUTCRACKER FANTASY, einen selten gezeigten japanischen Puppenanimationsfilm aus dem Jahr 1979, der die traumartigen Qualitäten der Prosa Hoffmanns ganz besonders eindrücklich ins Bild setzt.

Szenenbild aus dem Film HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
Hoffmanns Kinoerzählungen

Hoffmanns Erzählungen
Do., 11.12.: Einführung: Prof. Dr. Claudia Liebrand

Do / 11.12.2025 / 18:30 Uhr Icon mehrsprachig
Szenenbild aus dem Film CARDILLAC
Hoffmanns Kinoerzählungen

Cardillac

Fr / 12.12.2025 / 19:00 Uhr
Szenenbild aus dem Film DER SANDMANN
Hoffmanns Kinoerzählungen

Der Sandmann

Sa / 13.12.2025 / 19:00 Uhr
Szenenbild aus dem Film DAS FRÄULEIN VON SCUDERI
Hoffmanns Kinoerzählungen

Das Fräulein von Scuderi

So / 14.12.2025 / 18:00 Uhr
Szenenbild aus dem Film DIE ELIXIERE DES TEUFELS
Hoffmanns Kinoerzählungen

Die Elixiere des Teufels

Do / 18.12.2025 / 19:00 Uhr
Szenenbild aus dem Film DER NUSSKNACKER UND DIE VIER REICHE
Hoffmanns Kinoerzählungen

Der Nussknacker und die vier Reiche

Mo / 22.12.2025 / 19:00 Uhr
Szenenbild aus dem Film NUTCRACKER FANTASY
Hoffmanns Kinoerzählungen

Nutcracker Fantasy

Mi / 24.12.2025 / 17:00 Uhr Icon mehrsprachig
Szenenbild aus dem Film DIE PUPPE
Hoffmanns Kinoerzählungen

Die Puppe
Live-Musik: Hilde Pohl und Yogo Pausch

So / 28.12.2025 / 18:00 Uhr