Hommage à Ingrid Caven
„In Saarbrücken wurde der letzte deutsche Star geboren: ein Hauch Marlene Dietrich, ein Hauch Greta Garbo“, schrieb der französische Journalist Guy Teisseire 1974 anlässlich Ingrid Cavens Interpretation der Titelfigur in Daniel Schmids Film LA PALOMA. Die Schlangen, die sich vor 40 Jahren vor den Pariser Kinos bildeten, in denen der Film gespielt wurde, entsprechen der heutigen Nachfrage bei einem Gesangsauftritt von Ingrid Caven. Sobald in Paris ein Konzert der „Callas des europäischen Cabarets“ (Village Voice) angekündigt wird, ist der Saal innerhalb von zwei Tagen ausverkauft, unabhängig von dessen Größe.
Es ist uns eine große Freude und Ehre, die Schauspielerin und Sängerin Ingrid Caven anlässlich der Eröffnung einer ihr gewidmeten Filmreihe am 1. November im Filmhaus begrüßen zu dürfen.
In Deutschland wird Ingrid Caven bis heute vor allem in Verbindung mit Rainer Werner Fassbinder wahrgenommen. Die Bekanntschaft mit Fassbinder führte Ingrid Caven, seine „Wahlverwandte“ (RWF), 1967 zu dem von Fassbinder und Peer Raben gegründeten Antiteater in München. Zwischen 1969 und 1979 wirkte sie in 20 seiner Filme mit. Eine kurze Ehe mit Fassbinder endete 1972 nach zwei Jahren. Weitere Filme entstanden u.a. unter der Regie von Jean Eustache, Werner Schroeter und Daniel Schmid, dessen LA PALOMA sie 1974 international bekannt machte. Nach ihrem Umzug nach Paris begann 1978 Ingrid Cavens zweite Karriere als Chansonsängerin. Mit Kompositionen von Peer Raben, Texten von Fassbinder und in einer speziell für sie entworfenen Robe von Yves Saint Laurent wurde sie in Frankreich als „Kind von Brecht und Marlene“ bzw. wahlweise als neue Marlene Dietrich, Zarah Leander, Lotte Lenya, Edith Piaf oder Juliette Gréco gefeiert. Für ihr zweites Album „Der Abendstern“ schrieb Hans Magnus Enzensberger die Songtexte. Es folgten triumphale Konzerte in New York: „Simply spectacular“ (The New York Times), „A comet passing once in a hundred years“ (Village Voice). Im Jahr 2000 schrieb ihr Lebensgefährte, der Schriftsteller Jean-Jacques Schuhl, einen „biografischen Roman“ mit dem Titel Ingrid Caven, der in Europa zu einem Bestseller wurde. Das mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Buch entwickelt aus der Beschreibung von Cavens Leben ein Panorama der Bundesrepublik.
Die Filmografie von Ingrid Caven umfasst bis heute mehr als 50 Kino- und TV-Produktionen. Wir zeigen eine Auswahl von acht Filmen, von Cavens Leinwanddebüt 1965 bis zu Bertrand Bonellos Konzertfilm aus dem Jahr 2012, den wir als Nürnberg-Premiere präsentieren.
Programm
Aktuell keine Veranstaltungen gefunden.