Hommage an Nina Hoss

Nina Hoss ist eine der herausragenden Schauspielerinnen der Gegenwart, im Film wie im Theater eine Ausnahmeerscheinung. Sie überzeugt mit einer Präsenz und Glaubwürdigkeit in Großproduktionen ebenso wie im Autorenfilm der Berliner Schule. Von diesen Filmen hat sie viele geprägt, manche durch ihre Darstellung fast allein getragen.

Die 1975 in Stuttgart geborene Tochter des Grünen-Mitbegründers Willi Hoss und der Schauspielerin und Intendantin Heidemarie Rohweder, begann bereits früh mit der Schauspielerei und erzielte ihren Durchbruch mit der Titelrolle in Bernd Eichingers Fernsehfilm DAS MÄDCHEN ROSEMARIE (1996), für die sie als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet wurde. Zahlreiche Theater- und Film-Auszeichnungen sollten folgen, darunter der Silberne Bär und der Deutsche Filmpreis für die Hauptrolle in YELLA (2007).

Mit keinem Filmregisseur hat Nina Hoss häufiger zusammengearbeitet als mit Christian Petzold. Von TOTER MANN (2001) über WOLFSBURG (2003), YELLA und JERICHOW (2008) bis hin zu BARBARA (2012) entwickelte sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Seine Ökonomie der Mittel, makellose Bildsprache und szenische Komposition finden eine ideale Korrespondenz in Nina Hoss’ reserviertem Spiel. Ihre Kunst besteht darin, oft nur in kleinen Gesten und Blicken eine andere Wirklichkeit hinter den Figuren durchscheinen zu lassen, ihnen zu einer vielschichtigen Komplexität verhelfend. In Christian Petzold so scheint es, hat die Schauspielerin, die sich in ihrem Auftreten stets offenzuhalten sucht für die spezifische Situation, aus der die Rolle ihre Überzeugungskraft gewinnt, den idealen Partner gefunden. Figuren mit Konflikten und Geheimnissen zu erkunden, so nähert sich Nina Hoss ihren Rollen, die sie sich aufgrund ihres Erfolgs auswählen kann: „Vielleicht ist das, was mich am meisten interessiert an Figuren – und überhaupt an Menschen – diese Frage: ‚Was liegt noch darunter?‘ Spannend ist ja nur das Geheimnis oder das, was ich nicht sofort verstehe. Das ist das, was uns reizt, uns anzieht und fasziniert.“