27.10. bis 22.11.2022

„Sie war die letzte Dame des europäischen Films: unnahbar, ohne hochmütig zu sein; elegant, ohne gestylt zu wirken; von jener ganz raren porzellanenen Schönheit, die sie unberührbar erscheinen ließ, entrückt, nicht ganz von dieser Welt. Dass Luchino Visconti sie zu seiner Lieblingsschauspielerin erkor, verwundert nicht“, schrieb Peter Buchka in seinem Nachruf auf die früh verstorbene Schauspielerin in der Süddeutschen Zeitung.

Silvana Mangano (1930–1989) war eine der herausragenden Darstellerinnen des goldenen Zeitalters des italienischen Kinos der 1940er bis 1970er Jahre. Als 16-Jährige beim ersten Schönheitswettbewerb nach dem Krieg zur Miss Rom gewählt und für den Film entdeckt, wurde sie drei Jahre später in Giuseppe De Santis’ BITTERER REIS (1949) als erotisch selbstbewusste, vitale, aufrührerische Reisarbeiterin in den Sümpfen des Po weltberühmt. BITTERER REIS machte die Schauspielerin mit dem scharf geschnittenen Profil unfreiwillig zum Pin-up-Girl, eine Zeit lang galt Silvana Mangano als die italienische Rita Hayworth. In der Folge spielte sie wiederholt die lebenslustige Frau aus proletarischem Milieu, war in Filmen von Alberto Lattuada, Vittorio De Sica und Mario Monicelli zu sehen und wurde neben Anna Magnani eine der bedeutenden Schauspielerinnen des Neorealismus. Nicht immer beriet sie ihr Ehemann, der Produzent Dino de Laurentiis, den sie beim Dreh von BITTERER REIS kennengelernt hatte, zu ihrem Vorteil. Die folgenschwerste Fehlentscheidung – die Absage, mit Marcello Mastroianni in Fellinis LA DOLCE VITA zu spielen – war der Eifersucht ihres Mannes geschuldet. Ab den 1960er Jahren vollzog Silvana Mangano einen Rollenwechsel und arbeitete vermehrt mit Pier Paolo Pasolini, der ihre „bittere Schönheit“ schätzte, und Luchino Visconti, zu dessen Lieblingsdarstellerin sie wurde. „Visconti und die Mangano, das war die Leonarde und die Giocanda, wie Botticelli und La Fornarina. Sicher nicht zufällig spielte sie in TOD IN VENEDIG die Mutter von Tadzio, der seinerseits die Reinkarnation eines Botticelli-Engels war.“ (Peter Buchka). Für ihre Rolle in TOD IN VENEDIG wurde sie 1971 zur elegantesten Filmschauspielerin Italiens gewählt. Die drei Mutterrollen in Viscontis TOD IN VENEDIG, LUDWIG II (1973) und GEWALT UND LEIDENSCHAFT (1974) waren ihr Abschied von der großen Ära des italienischen Films. Nach dem Tod Pasolinis und Viscontis zog sich Silvana Mangano für zehn Jahre aus der Filmbranche zurück. Ihr Comeback in den 1980er Jahren war kurz und umfasste lediglich zwei Filme: 1984 spielte sie eine Nebenrolle in David Lynchs DUNE – DER WÜSTENPLANET, 1987 entstand ihr letzter Film SCHWARZE AUGEN unter der Regie von Nikita Michalkow und an der Seite von Marcello Mastroianni. Silvana Mangano starb 1989 im Alter von 59 Jahren an Lungenkrebs.

Das Filmhaus widmet der außergewöhnlichen Schauspielerin in Kooperation mit Cinecittà, Rom eine Hommage mit neun Filmen.

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