Apropos Nizza. „Nice la Belle“, Nizza die Schöne, so sagt man zu der Stadt an der Côte d’Azur, die sich direkt hinter der Promenade des Anglais in ihrer ganzen Anmut erhebt. Davor liegt die „Bucht der Engel“, die sich hell um das Mittelmeer legt und Namensgeber für Jacques Demys Film mit Jeanne Moreau in der Hauptrolle ist: La baie des anges (1962). Das Filmhaus erweitert den Blick auf die Schöne mit der Engelsbucht und ermöglicht im April unterhaltsame und vertiefende Einblicke sowohl in Gegenwart und Vergangenheit der Hafenstadt, als auch in ihre Kultur- und Filmgeschichte. Nizza und die Côte d’Azur sind beliebte Filmschauplätze, die einer ganzen Reihe von Produktionen durch das besondere Licht, das Meer, die mondäne Eleganz, den Jet-Set, das Glücksspiel, die Casinos, die Anziehungskraft für den Tourismus ihr Gepräge geben.

Licht wirft auch Schatten, das verdeutlicht der 1930 entstandene Filmessay À PROPOS DE NICE, Jean Vigos und Boris Kaufmans Annäherung an Nizza. Der Film ist ein in seiner Rasanz verblüffend sarkastisches Dokument über die Stadt, damals Hochburg der dekadenten Bourgeoisie: ein vernichtender Blick des Kino-Auges auf Reich und Arm und damit über die Stadt hinaus auf die Gesellschaft verweisend. Fast 70 Jahre später erweisen Abbas Kiarostami, Parviz Kimiavi, Catherine Breillat, Raymond Depardon, J.M.G. Le Clézio, Pavel Lungin, Claire Denis, Costa-Gavras und Raúl Ruiz Jean Vigo ihre Reverenz und schildern in À PROPOS DE NICE – WIE ES WEITERGING (1998) ihre Eindrücke von Nizza und Vigos Meisterwerk. Bereits 1958 unternahm Agnès Varda für DU CÔTÉ DE LA CÔTE eine Reise entlang der berühmten Mittelmeerküste zwischen Nizza und Saint-Tropez, die ihr zu einem ironisch-amüsanten Report in prächtigen Farben gerinnt, in dem sie Untersuchungen über den Tourismus anstellt und die Mythologien der Côte d'Azur entschlüsselt.

Nizza ist darüber hinaus eine Filmstadt, die Filmgeschichte geschrieben hat. Seit etwa 1910 wurden dort in verschiedenen Studios Filme produziert, etwa dem Studio Pathé-Nice, Les Studios Machin oder dem Studio-Gaumont. Studio-Direktor und wichtigster Regisseur von Gaumont war Louis Feuillade. Der berühmte Regisseur zog 1918 nach Nizza und produzierte dort seine weiteren Filme, zuerst TIH MINH (1919), ein phänomenales zwölfteiliges Serial voller labyrinthischer Verschlingungen, Amnesie, Paranoia und Verschwörung.

Das bekannteste Studio in Nizza war und ist jedoch das Studio de la Victorine, 1921 von dem Kinobetreiber Serge Sandberg und dem Produzenten Louis Nalpas gegründet, die hofften, es in ein „Französisches Hollywood“ zu verwandeln. Von 1925?28 wirkte der amerikanische Regisseur Rex Ingram in dem Studio und leitete mehrere Modernisierungen ein, die es Ende der 20er Jahre zu einem der bekanntesten in ganz Frankreich werden ließen. 1932 übernahm die Produktions- und Distributionsgesellschaft Gaumont das Studio und konnte Regisseure wie Jean Grémillon, Jean Delannoy, und Christian-Jaque an sich binden, um in Nizza Filme zu realisieren, darunter einige Komödien mit dem populären Schauspieler Fernandel. In den 40er Jahren entstanden dort zahlreiche und bekannte Filme, darunter KINDER DES OLYMP (1945), Marcel Carnés Meisterwerk. Auch in den 50er Jahren wurden viele populäre Filme vor Ort realisiert, etwa Christian-Jaques FANFAN DER HUSAR (1951), Alfred Hitchcocks ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA (1955), UND EWIG LOCKT DAS WEIB (1956) erstmals mit Brigitte Bardot unter der Regie von Roger Vadim sowie Jacques Tatis MEIN ONKEL (1956). In den 60er und 70er Jahren öffnete das Studio auch seine Tore für Stars aus Hollywood und nicht zuletzt Frankreichs Schauspieler wie Jean Gabin, Bourvil, Louis de Funès, Alain Delon, Jeanne Moreau und Gérard Depardieu. 1972/73 übernahm François Truffaut für seinen Film DIE AMERIKANISCHE NACHT die Studios. Die mit einer internationalen Crew und Besetzung ? einschließlich eines Cameo-Auftritts des Schriftstellers Graham Greene, der im nahegelegen Antibes lebte ? inszenierte Großproduktion ist eine direkte Hommage sowohl an das Kino als auch an das Studio de la Victorine.

Last, but not least wollen wir zwei in Nizza geborenen Künstlern unsere Reverenz erweisen: dem Regisseur und Comicautor Joann Sfar mit DIE KATZE DES RABBINERS (2011) sowie dem Schauspieler Maurice Ronet mit DAS IRRLICHT (1963). Maurice Ronet wurde mit seiner eindrücklichen Darstellungsleistung in Louis Malles Film und vorher bereits in FAHRSTUHL ZUM SCHAFOTT (1957) international berühmt.

Auftakt unserer Reihe mit einem Umtrunk und Gästen der Kinemathek Nizza ist Donnerstag, der 27. März um 18 Uhr.

In Kooperation mit dem Amt für Internationale Beziehungen. Mit freundlicher Unterstützung der Zukunftsstiftung der Stadtsparkasse Nürnberg, des Institut français und der Botschaft von Frankreich sowie der Cinémathèque de Nice. Unser besonderer Dank gilt Agnès Varda.

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Nizza im Film

À propos de Nice - Filmprogramm der Kinemathek Nizza
Einführung und Präsentation: Jacques Lefebvre, Cinémath…

Do / 27.03.2014 / 19:00 Uhr
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Die Katze des Rabiners

Fr / 28.03.2014 / 19:15 Uhr
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À propos de Nice & Nice - À propos de Jean Vigo
Musikbegleitung: Hannes Seelig (Flügel)

Sa / 29.03.2014 / 19:15 Uhr
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Tih Minh 1-3
Musikbegleitung: Hildegard Pohl (Flügel), Yogo Pausch (…

So / 30.03.2014 / 17:00 Uhr
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Tih Minh 1-3
Musikbegleitung: Hildegard Pohl (Flügel), Yogo Pausch (…

So / 30.03.2014 / 17:00 Uhr
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Die Katze des Rabiners

So / 30.03.2014 / 19:15 Uhr
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À propos de Nice - Wie es weiterging

Do / 03.04.2014 / 19:15 Uhr
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Über den Dächern von Nizza

Fr / 04.04.2014 / 19:15 Uhr
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À propos de Nice & Nice - À propos de Jean Vigo
Musikbegleitung: Hannes Seelig (Flügel)

Sa / 05.04.2014 / 17:00 Uhr
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Bonjour Tristesse

Sa / 05.04.2014 / 19:15 Uhr
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À propos de Nice - Wie es weiterging

So / 06.04.2014 / 17:00 Uhr
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Tih Minh 4-6
Musikbegleitung: Hildegard Pohl (Flügel), Yogo Pausch (…

So / 06.04.2014 / 19:15 Uhr
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Tih Minh 4-6
Musikbegleitung: Hildegard Pohl (Flügel), Yogo Pausch (…

So / 06.04.2014 / 19:15 Uhr
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Das Irrlicht

Mo / 07.04.2014 / 19:15 Uhr
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Das Irrlicht

Mo / 07.04.2014 / 19:15 Uhr
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Das Irrlicht

Di / 08.04.2014 / 19:15 Uhr
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Das Irrlicht

Di / 08.04.2014 / 19:15 Uhr
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Das Irrlicht

Mi / 09.04.2014 / 19:15 Uhr
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Das Irrlicht

Mi / 09.04.2014 / 19:15 Uhr
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Die blonde Sünderin

Do / 10.04.2014 / 19:15 Uhr