7.10. bis 3.11.2021

Der Regisseur und Schauspieler John Cassavetes (1929–1989) gilt mit seinem kompromisslosen Werk als einer der Begründer des unabhängigen amerikanischen Filmschaffens und setzte Maßstäbe in seiner konsequenten Ablehnung künstlerischer Zwänge. In einem 1956 für arbeitslose Schauspieler gegründeten Workshop entwickelte Cassavetes seine Ideen vom Filmemachen als Gruppenarbeit. Daraus entstand in Improvisation und mit kleinstem Budget SHADOWS (1959), der ihm die Türen nach Hollywood öffnete. Die freie Ästhetik und produktionstechnische Unabhängigkeit des Films wurden zum Signal für ein New American Cinema und ein Gründungsmythos für alle Independents seither. Die Versuche, seine Arbeitsweise und ästhetischen Vorstellungen im Studiosystem durchzusetzen (TOO LATE BLUES, A CHILD IS WAITING), verliefen für Cassavetes enttäuschend. In der Folge gründete er seine eigene Produktionsfirma und situierte sich außerhalb des Studiosystems Hollywoods. Die dreijährige Erarbeitung von FACES (1965–68) wurde zum Neubeginn seiner Arbeit und für das erzählerische Kino überhaupt.

Die Arbeit in engen und kontinuierlichen Gruppenzusammenhängen wurde zum zentralen Aspekt von Cassavetes’ Schaffen, der bevorzugt mit einem festen Ensemble von Schauspieler:innen arbeitete – neben Gena Rowlands, mit der er seit 1954 verheiratet war, vor allem Peter Falk, Ben Gazzara, Seymour Cassel und Cassavetes selbst. Von ihrem vollen physischen Einsatz und der vorbehaltlosen Öffnung gegenüber ganz persönlichen Ängsten, Sehnsüchten und Unsicherheiten lebt Cassavetes’ Kino der Intensität und des schonungslosen Sezierens von Gefühlen. So unkalkulierbar, schwer fassbar und erratisch wie diese sind auch seine Geschichten; Exzess und Eruption stehen anstelle von vorhersehbaren narrativen Mustern. An der Produktion schöner Bilder nicht interessiert, widersetzen sich seine Filme konventionellen Sehgewohnheiten, sind ganz um die Menschen herum gebaut, auf ihre Gesichter und Körper fokussiert. Seine Filme zeigen sanfte Streuner, überdrehte Ehemänner, Gangster, Schauspieler und verzweifelte Angehörige des Mittelstands, „immer am Rande, zwischen der Tragödie und der Groteske, zwischen der Grausamkeit und dem Mitleid, zwischen Gewalt und Zärtlichkeit – eine kleine Stimmungsänderung, und man sieht einen gänzlich anderen Film, ein wenig so, wie man in einen Spiegel sieht“ (Georg Seeßlen).

Wir zeigen alle zwölf Regiearbeiten von John Cassavetes aus den Jahren 1959 bis 1985.

Bitte klicken Sie in der Ansicht unten auf den jeweiligen Film um alle Spieltermine zu sehen.