1.12. bis 31.12.2022

Leo McCarey (1896–1969), in den 1930er und 40er Jahren einer der erfolgreichsten Filmemacher Hollywoods, realisierte mit einem großen Talent für Komik und Timing sowie einer Vorliebe für Improvisation in einer ihm eigenen Mischung aus Emotion, Humor, Vitalität und Menschlichkeit einige der schönsten Filme des klassischen Hollywoodkinos. Trotz des Erfolgs und der Verehrung durch Regiekollegen wie Frank Capra, Jean Eustache, John Ford, Howard Hawks, Ernst Lubitsch, Jean Renoir, Alain Resnais und François Truffaut ist der Name Leo McCarey heute nahezu vergessen. Wir zeigen eine Auswahl seines umfangreichen Filmschaffens aus vier Jahrzehnten, u. a. mit Stan Laurel & Oliver Hardy, den Marx Brothers, Mae West, Cary Grant und Irene Dunne.

Leo McCarey kam nach einem Jurastudium 1918 nach Hollywood, wo er als Script-Girl (in his own words) für Tod Browning begann. 1923 wechselte er zu den Hal Roach Studios, arbeitete zunächst als Gagschreiber für Our Gang, in Deutschland besser bekannt als Die kleinen Strolche, und stieg rasch zum Drehbuchautor und Regisseur auf. Bis 1929 realisierte er als Regisseur oder Production Supervisor fast 80 Kurzfilmkomödien, in denen die Situationskomik zunehmend wichtiger wurde als die Gags des Slapsticks. Die Zusammenarbeit mit Charley Chase in mehr als 40 Filmen sowie mit dem jüdischen Komiker Max Davidson sind hierfür herausragende Beispiele. 1927 formte McCarey das Duo Laurel & Hardy, mit dem er die perfekt getimte Eskalation im komödiantischen Schlagabtausch, u. a. durch den Slow Burn, die Steigerung eines Gags mittels Verzögerung, weiterentwickelte. Der große Erfolg ebnete McCarey den Weg zur Inszenierung von Spielfilmen, die bis Mitte der 1930er Jahre ebenfalls von der Zusammenarbeit mit bekannten Komikern bestimmt waren: Eddie Cantor, die Marx Brothers, Charlie Ruggles, Mae West, W. C. Fields, Harold Lloyd.

Einsetzend mit EIN BUTLER IN AMERIKA (1935) drehte McCarey verstärkt persönlichere Arbeiten, in denen er romantische und dramatische mit komischen Elementen verband. Im darin zum Ausdruck gebrachten Idealismus, der vom Glauben an die Kraft des guten Beispiels lebt und die besten Seiten der Menschen zum Vorschein bringt, ist eine gewisse Nähe zu Frank Capra nicht zu übersehen. Der Menschenfreund Leo McCarey, über den Jean Renoir sagte, er verstünde Menschen besser als jeder andere in Hollywood, zeichnete seine Figuren mit Nachsicht, Verständnis und Empathie. „Mir gefällt ein Anflug von Märchen. Sollen andere die Hässlichkeit der Welt filmen. Ich will den Menschen keinen Kummer bereiten. Ich mag es, wenn Menschen lachen, ich mag es, wenn Menschen weinen, ich mag es, wenn es in der Geschichte um etwas geht und wenn das Publikum sich beim Verlassen des Kinos glücklicher fühlt als zuvor.“ Für die Screwball Comedy DIE SCHRECKLICHE WAHRHEIT (1937) gewann Leo McCarey seinen ersten Regie-Oscar. Nach einem schweren Autounfall bekamen ab den 1940er Jahren religiöse Motive eine prominentere Rolle in seinen Filmen. DER WEG ZUM GLÜCK (1944) und die Fortführung DIE GLOCKEN VON ST. MARIEN mit Bing Crosby als unangepasstem Pfarrer wurden mit insgesamt acht Oscars ausgezeichnet und zählten zu den bestbesuchten Filmen ihrer Zeit. Nach dem künstlerischen Höhepunkt seines Spätwerks, GOOD SAM (1948), konnte Leo McCarey nicht mehr an die früheren Erfolge anschließen und drehte bis 1962 nur noch vier Filme, darunter zwei vom Antikommunismus des Kalten Kriegs geprägte Arbeiten sowie ein Remake seines eigenen Films LOVE AFFAIR (1939): DIE GROSSE LIEBE MEINES LEBENS (1957).

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