Retrospektive Michael Powell & Emeric Pressburger

2.12.2021 bis 4.1.2022

„Written, produced and directed by Michael Powell and Emeric Pressburger“: Mit diesen Worten und mit dem Signum ihrer Produktionsfirma „The Archers“ – eine Zielscheibe in Rot, Blau und Weiß – beginnen die gemeinsamen Filme von Powell & Pressburger, einer der wichtigsten Partnerschaften der Filmgeschichte. Der englische Regisseur Michael Powell (1905–1990) und der aus Österreich-Ungarn stammende Autor Emeric (Imre) Pressburger (1902–1988) schufen zwischen 1939 und 1957 zahlreiche visionäre wie exzentrische Spielfilme, in denen sich spektakuläre Unterhaltung und technische wie formale Experimentierfreudigkeit auf singuläre Weise vermischen. Das Filmhaus zeigt eine Auswahl von zehn ihrer gemeinsamen Filme, darunter ihre bekannteste Arbeit, der brillante Ballettfilm DIE ROTEN SCHUHE (1948) und das satirische Epos LEBEN UND STERBEN DES COLONEL BLIMP (1943) – „very possibly the finest film ever made in Britain“ (Dave Kehr).

Michael Powell begann seine Kino-Karriere in der Stummfilmzeit mit kleinen Jobs bei Rex Ingram und Alfred Hitchcock. In den 1930er Jahren inszenierte er eine Reihe von „Quota Quickies“, schnellen, billigen Unterhaltungsfilmen, bevor er mit der mystisch-dokumentarischen Insel-Elegie THE EDGE OF THE WORLD (1937) das Aufsehen des Produzenten Alexander Korda erregte. Dieser führte ihn für den Spionagethriller DER SPION IN SCHWARZ (1939) mit dem emigrierten Ufa-Autor Emeric Pressburger zusammen, der vor den Nationalsozialisten über Frankreich nach England geflohen war und sich gerade selbst Englisch beigebracht hatte.

Ihre ersten gemeinsamen Filme waren Propagandafilme, die schon den Einfallsreichtum und die Experimentierfreude ihrer späteren Werke vorwegnahmen. DER SPION IN SCHWARZ thematisiert den U-Bootkrieg im Ersten Weltkrieg, in 49TH PARALLEL (1941) fliehen deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg durch die kanadische Wildnis in die (noch neutralen) Vereinigten Staaten. Im traditionell eher am Realismus orientierten britischen Filmschaffen nahm Powell & Pressburgers extravagantes Werk eine singuläre Stellung ein. Sie schufen opulente, farbenprächtige und bildgewaltige Filme, die sich durch funkelnden Charme und einen leichtfüßigen Humor auszeichnen. Ihre Erfindungskraft machte sie zu großen Fantasten des Kinos, auch wenn sie nur einmal – bei der hinreißenden Liebeskomödie IRRTUM IM JENSEITS (1946) – im fantastischen Genre gearbeitet haben: Ihre Filme sind unkonventionell gebaut und sprudeln über vor magischen, oft nahezu avantgardistischen Einfällen. Sie sind zugleich britisch und zutiefst kosmopolitisch.

Die Zusammenarbeit des Paars endete 1957. Pressburger wendete sich bis zu seinem Tod im Jahr 1988 der Literatur zu, Powells Karriere endete 1960 vorläufig mit dem Skandal um die Serienmörder-Fantasie AUGEN DER ANGST. Beide erlebten noch die triumphale Wiederentdeckung ihres Werks durch eine neue Generation von Regisseuren wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, George A. Romero und Derek Jarman. Michael Powell, so schrieb Jarman 1984, „ist der einzige englische Spielfilmregisseur von Weltklasse“.

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