2.3. bis 3.5.2023

Er war der erste Schwarze Hauptdarsteller, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde und der erste Schwarze, der in einem Hollywood-Film eine weiße Frau küsste. Er sorgte für die vielleicht berühmteste Ohrfeige der Filmgeschichte und veränderte die Darstellung von people of colour im Kino für immer. Sidney Poitier (1927–2022), der in armen Verhältnissen auf den Bahamas aufwuchs, nur zwei Jahre Schule absolvierte und als 15-Jähriger in die USA kam, wurde zum ersten afroamerikanischen Superstar Hollywoods. Seine Karriere öffnete Türen für andere Schwarze Schauspielerinnen und Schauspieler, zugleich war seine Laufbahn von vielen Kompromissen geprägt.

Poitier debütierte 1950 in DER HASS IST BLIND unter der Regie von Joseph L. Mankiewicz als Assistenzarzt, der sich mit dem Rassismus im Süden der USA auseinandersetzen muss. Während die Schwarze Bürgerrechtsbewegung erstarkte, suchte Sidney Poitier seinen Platz in Hollywood. Er wollte es vermeiden, Klischees zu bedienen, lehnte daher zunächst die Hauptrolle im Musical PORGY & BESS ab, wurde dann aber von seinem Manager doch dazu überredet. Figuren wie der von ihm dargestellte Gelegenheitsarbeiter Homer in LILIEN AUF DEM FELDE oder der Häftling Noah Cullen in FLUCHT IN KETTEN brachten ihm höchste Anerkennung ein (Oscar, Golden Globe und Silberner Bär), reproduzierten jedoch in der guten Absicht der Verständigung zwischen Schwarz und Weiß gängige Vorurteile über Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner. Nuanciertere Charaktere boten ihm Sydney Pollacks Regiedebüt STIMME AM TELEFON oder TRÄUMENDE LIPPEN an der Seite von Shelley Winters. Als Wendepunkt in der Darstellung Schwarzer Männer auf der Kinoleinwand kann IN DER HITZE DER NACHT von 1967 gelten: Poitier spielt den Ermittler Virgil Tibbs, der bei der Klärung eines Mordfalls dem Rassismus in einer Südstaaten-Kleinstadt mit großem Selbstbewusstsein begegnet.

Zeitlebens wurde Poitier bewundert für seine elegante Schauspielkunst, seine Präsenz auf der Leinwand und für seine Vorreiterrolle für afroamerikanische Darstellerinnen und Darsteller. Doch ebenso musste er sich Kritik stellen, auch aus der Schwarzen Community. Der Schriftsteller James Baldwin bemerkte 1966 in einem Artikel, dass er zwar Poitiers schauspielerische Leistungen zu schätzen wisse, nicht aber die Rollen, die diesem von weißen Regisseuren und Drehbuchautoren zugewiesen wurden. Andere störten sich am Saubermann-Image des makellosen Afroamerikaners, wie es Poitier etwa in RAT MAL, WER ZUM ESSEN KOMMT verkörpert. Für eine Schwarze Hauptfigur, die auch sexuelle Neigungen hat oder ambivalente Charakterzüge zeigt, war Hollywood scheinbar noch nicht bereit. So wird der begnadete Schauspieler Sidney Poitier auch zum Spiegel für gesellschaftliche Ressentiments und wie diese sich veränderten.

Poitier selbst verlagerte sich ab den 1970er Jahren auf die Arbeit als Regisseur, aus dieser Phase ist besonders sein Regiedebüt DER WEG DER VERDAMMTEN bemerkenswert, der erste Western mit einem größtenteils Schwarzen Cast. In unserer Filmreihe präsentieren wir diesen – frisch digital restauriert – als Abschluss.

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