Mit seinem jüngsten Film PARASITE gehörte Bong Joon-ho zu den Kinoüberraschungen des Jahres 2019. Zuerst gewann er als erster südkoreanischer Regisseur die Goldene Palme des Filmfestivals in Cannes, dann mauserte sich der Film zum veritablen Kassenhit in Deutschland, Frankreich, den USA und vielen anderen Ländern und schließlich erhielt PARASITE bei den Oscars als erster fremdsprachiger Film überhaupt den Preis als bester Film sowie drei weitere der begehrten Statuen.

Angesichts dieses überragenden Erfolges fragte sich die westliche Öffentlichkeit: wer ist dieser Bong Joon-ho? Nun, er ist bei weitem kein unbeschriebenes Blatt, weder in seiner Heimat Südkorea, wo er bereits mit seiner dritten Regiearbeit THE HOST (2006) Kassenrekorde brach, noch bei aufmerksamen Fans des asiatischen Kinos. Spätestens seit seinem Film MEMORIES OF MURDER (2003) hat Bong eine weltweite Anhängerschaft, die seine kluge Mischung aus unterschiedlichen Versatzstücken des Genrekinos zu schätzen weiß. Seine Werke, die sich bei Komödie, Thriller, Science-Fiction, Fantasy oder Horrorfilm bedienen, knüpfen an eine gesellschaftskritische Tradition des Genrefilms an, die durch eine von Hollywood produzierte Massenware in diesem Bereich fast in Vergessenheit geraten ist.

Bong Joon-ho hat insbesondere ein ausgeprägtes Bewusstsein für soziale Klassenverhältnisse, was nicht nur in PARASITE deutlich hervortritt. Die einen Kiosk betreibende Familie Park in THE HOST, deren Mitglieder beim Versuch, ihre Tochter zu retten, zu Outlaws werden zeigt diese Thematik ebenso wie die Dystopie SNOWPIERCER (2013), in der ein einer strikten Rangordnung unterliegender Zug durch eine postapokalyptische Welt rast. Bewundernswert ist es, wie unterhaltsam und klug Bong seit Beginn seiner Laufbahn diese politischen Kommentare verpackt. Bong ist immer auch (Co-)Autor der Drehbücher seiner Filme, die durch ihre sorgfältig ausgearbeitete Art, komplexe Geschichten zu erzählen, auffallen. Der Griff in die Genrekiste erfordert natürlich das Spiel mit Klischees, die Bong aber gerne gegen den Strich bürstet und damit für unerwartete Twists in der Handlung sorgt.  

Diese schon fast intellektuelle Art, Geschichten zu erzählen trifft dann auf eine vielschichtige, präzise Inszenierung, in der nur wenig dem Zufall überlassen wird. Die symbolischen Ebenen, die beispielsweise bei PARASITE in vielen Bildkompositionen zu finden sind, wurden zum Sujet zahlreicher Internetvideos, in denen der Film einer genauesten Analyse unterzogen wurde.

Diese sehr bewusst kalkulierte und dabei höchst originelle Verbindung aus politischem Sendebewusstsein und Unterhaltung, aus Drastik und Humor, aus Stilwillen und Lust am Zitat macht Bong Joon-ho zu einem der weltweit herausragenden Regisseure des 21. Jahrhunderts. In unserer Werkschau zeigen wir fünf seiner Langfilme, ergänzt durch MEMORIES OF MURDER als Stream in unserem digitalen kino 3.

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