Vor 16 Jahren, 8 Filmen und der herausragenden Autobiografie „Licht, Schatten und Bewegung“ war er zum ersten Mal mit einer Werkschau bei uns vertreten: Volker Schlöndorff einer der bedeutendsten deutschen Regisseure und Autoren. Das Wesentliche, was wir 2004 über ihn schrieben gilt bis heute:

„Volker Schlöndorff wählten wir für eine unserer nächsten Werkschauen, weil er die Entwicklung des Deutschen Films wesentlich mitgeprägt hat, sich einmischte, Stellung bezog und bis heute intelligente diskussionswürdige Filme dreht. Er wird gern als Meister anspruchvoller Literaturverfilmungen bezeichnet, aber diese Reduktion wird ihm bei weitem nicht gerecht. Zu unterschiedlich sind seine Sujets, zu offensichtlich seine Lust, sich nicht festlegen zu lassen. Und dennoch zieht sich ein roter Faden durch seine Filme. Weniger durch die Konzentration auf die Ausprägung einer ganz spezifischen Filmästhetik, als vielmehr durch die Wahl der Geschichten, die sich fast immer kritisch, unbequem und intelligent mit gesellschaftspolitischen Prozessen auseinandersetzt und durch die hohe Professionalität mit er sie in Szene setzt, besticht.“  

Schon als Jugendlicher entfloh er dem muffigen Nachkriegsdeutschland nach Frankreich. Dem „Land des Lichtes und der Kultur und Kunst“. Zu der Zeit entstanden die ersten Kunstwerke der jungen Filmemacher und Macherinnen der Nouvelle Vague und er wurde bald Regieassistent von Louis Malle, Jean-Pierre Melville und Alain Resnais. Auch der Neue Deutsche Film ebnete sich, nach der Unterzeichnung des Oberhausener Manifestes allmählich seinen Weg, dennoch dauerte es lange bis die alten Strukturen, die teilweise noch aus der NS Zeit herrührten, durchlässiger wurden.  1965 drehte Volker Schlöndorff mit DER JUNGE TÖRLESS (1966) sein Regiedebüt und hatte gleich internationalen Erfolg.

Gleich welche Fährte man aufnehmen wollte, es könnten Bände gefüllt werden. Die Tatsache, dass seine Filme die Geschichte einer ganzen Generation begleiten mag dabei ein Aspekt sein. Selbst wenn sie historische Stoffe aufgreifen, so sind darin auch immer die Bezüge zu der Zeit spürbar, in denen die Filme entstanden sind, ohne bei heutiger Betrachtung Patina angesetzt zu haben.

Da sind seine fantastischen Literaturverfilmungen, die zu seinem größten Erfolg führten: DIE BLECHTROMMEL nach Günther Grass, der sowohl vor genau 40 Jahren den OSCAR, als auch die goldene Palme von Cannes gewann.

Allein die gemeinsamen Filme, die er zusammen mit Margarethe von Trotta verwirklichte, verdienen über die fantastische Adaption der Heinrich Böll Erzählung DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA  BLUM (1975) hinaus eine genauere Betrachtung.

Hinzu kommen seine in den USA entstandenen Filmen wie TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN (1985) oder die Margaret-Atwood-Verfilmung DIE GESCHICHTE DER DIENERIN (1990), die gerade wieder eine Renaissance erlebt.

Dann greift er immer wieder weltpolitische Geschichten auf, wie in DIE FLÄSCHUNG (1981) oder nach dem Mauerfall DIE STILLE NACH DEM SCHUSS (2000). 

Volker Schlöndorff lässt sich nicht festlegen. Sein letzter Spielfilm fürs Kino, RÜCKKEHR NACH MONTAUK (2017), lässt vom Titel her auf eine Literaturverfilmung schließen, doch Volker Schlöndorff erzählt das Grundthema des Romans von Max Frisch aus seiner ganz eigenen erlebten Geschichte heraus, aber so dass es eine universelle bleibt. Eins ist Volker Schlöndorff bis heute geblieben. Er ist einer der bedeutendsten deutschen Regisseure und ein Weltenbürger zugleich, der auch in Frankreich oder USA zu Hause ist.      

Aus seinem reichen, vielfältigen Werk wählten wir 19 Filme aus. Am 14. und 15. Februar wird Volker Schlöndorff persönlich bei uns zu Gast sein.