Werkschau Werner Herzog

14.9. bis 23.10.2023

 

Werner Herzog ist international der wohl bekannteste deutsche Filmemacher. Mit seinen mehr als 70 Spiel- und Dokumentarfilmen hat er ein einzigartiges, bildgewaltiges Werk geschaffen. In den 1960er- und 70er Jahren galt er als einer der Protagonisten des Neuen Deutschen Films, seine fünf Spielfilme mit Klaus Kinski machten ihn weltweit bekannt. Herzogs Dokumentarfilme waren in ihrer stilistischen Eigenwilligkeit und mit einem Wahrheitsbegriff, den der Regisseur selbst als ekstatische Wahrheit beschreibt – eine Überhöhung der Wirklichkeit mit filmischen Mitteln – bahnbrechend. In den USA, wo Herzog seit fast 30 Jahren lebt, und u. a. mit Stars wie Nicole Kidman, Christian Bale und Nicolas Cage gedreht hat, ist Herzog mittlerweile ein Popstar. Das Time Magazine nannte ihn 2009 eine der 100 einflussreichsten Personen der Welt.

 

Star des deutschen Autorenkinos

Werner Herzog wurde 1942 in München geboren und studierte dort Geschichte sowie Literatur- und Theaterwissenschaften. 1962 drehte er seinen ersten Kurzfilm, im Jahr darauf gründete er seine eigene Filmproduktion. Herzogs erster Langfilm LEBENSZEICHEN wurde 1968 auf der Berlinale als bester Debütfilm sowie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Schnell wurde Herzog zu den bedeutenden Regisseuren des Autorenkinos gezählt, seine Filme wurden auf den großen Festivals prämiert und besonders in Frankreich hoch geschätzt und regelmäßig zum Festival nach Cannes eingeladen. Große internationale Beachtung erhielt vor allem AGUIRRE, DER ZORN GOTTES (1972), für den Herzog – der ausschließlich on location und nicht im Studio arbeitet – erstmals im Dschungel drehte. Eines der dominanten Themen in Herzogs Werk ist die Konfrontation des Menschen mit der Natur. Dieses Verhältnis ist von großem Respekt geprägt und in seinen Dokumentarfilmen oft von einer wissenschaftlichen Neugier begleitet. In der Auseinandersetzung oder im Kampf mit der Natur offenbaren sich für Herzog bislang verborgene Aspekte des Menschen. AGUIRRE war die erste von fünf Zusammenarbeiten mit Klaus Kinski, dem Herzog nach dessen Tod auch einen Dokumentarfilm widmete: MEIN LIEBSTER FEIND (1999). Nach dem Bergsteigerdrama SCHREI AUS STEIN (1991) drehte Herzog zehn Jahre lang keine weiteren Spielfilme.

 

Neuanfang in den USA

Mitte der 1990er Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Los Angeles. Während zu dieser Zeit Herzogs Filme in Deutschland kaum noch in den Kinos gestartet wurden, wuchs seine Popularität in den USA spätestens seit dem Dokumentarfilm GRIZZLY MAN (2005) enorm und erschloss ihm völlig neue Publikumsschichten. Herzogs Voiceover-Kommentare genießen mittlerweile Kultstatus. Auch Menschen, besonders Amerikaner:innen, die nie einen seiner Filme gesehen haben, können Herzog sofort anhand seiner Stimme, auf Englisch mit bayerischem Akzent, identifizieren. Werner Herzog wurde zum Popstar, mit Auftritten bei den Simpsons und in Talkshows, als Darsteller hat er u. a. neben Tom Cruise als Gangsterboss in JACK REACHER (2012) und in der Serie STAR WARS: THE MANDALORIAN (2019) gespielt. Parallel ist Herzog im Alter von 80 Jahren immer noch als Regisseur hochproduktiv und hat letztes Jahr zwei neue Dokumentarfilme gedreht sowie seine Autobiografie „Jeder für sich und Gott gegen alle“ geschrieben.

 

Wir widmen Werner Herzog eine umfangreiche Werkschau mit 18 Filmen aus sechs Jahrzehnten und zeigen als Nürnberger Erstaufführung seinen aktuellsten Film DIE INNERE GLUT – REQUIEM FÜR KATIA UND MAURICE KRAFFT (2022).

 

Unsere Gäste im Rahmen der Werkschau

 

Moritz Holfelder ist Filmjournalist und bespricht regelmäßig für den Bayerischen Rundfunk aktuelles Kino. Er schrieb eine im Verlag Langen Müller erschienene ausführliche Biografie über Werner Herzog. Am 14.9. wird er in den Film LEBENSZEICHEN einführen.

Thomas Mauch führte bei zentralen Filmen Werner Herzogs (u. a. LEBENSZEICHEN, AGUIRRE, STROSZEK und FITZCARRALDO) die Kamera. Bei AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN am 16.9. präsentiert er seinen Kurzdokumentarfilm DER WELT ZEIGEN, DASS MAN NOCH DA IST, der Einblicke in die Dreharbeiten von Herzogs zweitem Spielfilm gibt.