Zwei Brüder. Drei Filme. • Die Tier-Trilogie von Ramon und Silvan Zürcher
9.1. bis 14.1.2025
Ein Kätzchen, eine Spinne, ein Spatz: Die Filme der sogenannten „Tier-Trilogie“ von Ramon und Silvan Zürcher erzählen auf höchst eigenwillige Weise vom menschlichen Zusammenleben in Gemeinschaften und von den Räumen, die den Begriff „Zuhause“ prägen.
Bereits mit ihren Kurzfilmen, die im Rahmen ihres Studiums an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) entstanden sind, haben die beiden Schweizer Autorenfilmer einen Stil etabliert, der leicht erkennbar, aber nur schwer kopierbar ist. Ein erprobtes Konzept aus dynamischer Inszenierung der Schauspieler*innen und statischer Kameraeinstellung, ein seltsam entrückter, aber immer präziser Rhythmus, der den Eindruck von Echtzeit vermittelt. Und einer ganz eigenen Filmsprache für Alltägliches, die sich gerne auf Nebensächliches konzentriert. Die Dialoge und Handlungen, die immer wieder mit Witz überraschen, sind reich an Zuneigung und Wärme, erzählen aber auch von den Spannungen und Verletzungen, die sich im menschlichen Miteinander ganz beiläufig ergeben können.
2013 landeten sie mit ihrem Debütfilm und Auftakt der Tier-Trilogie DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN (entstanden im Rahmen eines Seminars an der DFFB) einen Überraschungserfolg bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin. In Form eines Kammerspiels und inspiriert von Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ erzählt der Film von einem gemeinsamen Tag einer Berliner Mittelstandsfamilie und all den kleinen Gemeinheiten und zugefügten Verletzungen, die sich hier ganz nebenbei ereignen. Der zweite Teil, DAS MÄDCHEN UND DIE SPINNE, folgte acht Jahre später. Hier werden zwei Freundinnen durch einen Umzug getrennt. Eine teils komische, teils abgründige Erzählung über das Scheitern von Beziehungen, unerfüllte Sehnsüchte, Nähe und Einsamkeit. Auch in ihrem Abschlussfilm der Tier-Trilogie, DER SPATZ IM KAMIN, der im offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals Locarno Premiere feierte, steht die Familie im Mittelpunkt. Erneut über weite Strecken als Kammerspiel angelegt, erzählt der Film von tiefen Ängsten und dunklen Geheimnissen – diesmal aber auch von der Möglichkeit der Befreiung.
„Bei allen drei Filmen handelt es sich um kammerspielartige Erzählungen, die geprägt sind von der Einheit von Raum und Zeit und die eine Nähe zum Theater atmen, die durch den Kontrast einer meist statischen Kamera und einer dynamischen Inszenierung der Schauspieler*innen verstärkt wird. Die drei Filme sind im Kern Psychogramme von Frauenfiguren, deren Leben statisch geworden ist, einzementiert und starr. Es sind krisenhafte Zustände, in denen das Dynamische nur bei den anderen stattzufinden scheint. Einzig beim ‚Spatz‘ findet die Hauptfigur Karen zur Bewegung. Titelgebend sind die drei Filme geprägt von der Präsenz von Tieren. Von der domestizierten Katze, die ihre wilde Natur zurücklassen musste, über die Spinne, die frei ist und überall ihr Netz weben kann, bis zum Spatz, der nicht nur die Erde hüpfend erkunden, sondern auch den Himmel mit seinen Flugbahnen bespielen kann. Im Zentrum steht jedoch in allen drei Filmen das Zusammenleben von Menschen in Gemeinschaften – meist der Familie – und ihren Sehnsüchten nach einem anderen, einem erfüllteren und freieren Leben.“ Ramon Zürcher