LOCI

LOCI ist ein interdisziplinäres Theater-Kollektiv, das mit künstlerischen Mitteln Erinnerungsorte schafft. Seit seiner Gründung 2021 hat sich LOCI der Entwicklung von Theater- und New Media-Formaten an historischen Originalschauplätzen verschrieben.


LOCI gestaltet immersive Erlebnisräume, die sich an der Grenze zwischen Theater, Ausstellung, Audiowalk und Augmented Reality befinden. Die Arbeiten zeichnen sich durch ausführliche Recherchen am Originalort, intensiven Kontakt mit Zeitzeug*innen, einen ungewöhnlichen, kreativen Zugriff auf Vergangenheit und die
beständige Überschreitung medialer Grenzen aus.


Das Kollektiv sucht nach kreativen Wegen, wie mit den Mitteln von immersiver Szenografie, Audio und Video Formen theatraler ‘Liveness’ erzeugt werden können. Besonderes Interesse gilt dabei der künstlerischen Übersetzung historischer Fakten in gegenwärtige Erlebniswelten.  Die Mitglieder von LOCI wollen mit ihrer Neugier auf Geschichte, ihrem detektivischen Forscher*innen-Instinkt, ihrer spezialisierten Ausbildung und ihrer technologischen Offenheit einen Unterschied in der regionalen und überregionalen Erinnerungskultur machen.


LOCI wurde ausgewählt für den ersten Jahrgang des Gründungsprogramms KREATIV Garage 2023 des OM7,
und gefördert von der Wirtschaftsförderung der Stadt Nürnberg.
LOCI ist Mitglied des FreieSzeneNbg e. V.. 

Website LOCI: https://loci-kollektiv.de/

Instagram LOCI: loci_kollektiv

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eine künstlerisch-partizipative Auseinandersetzung mit der Industriegeschichte des Tafelwerk-Geländes

Dort, wo jetzt die Tafelhalle und das Museum Industriekultur sind, war einst eines der größten Eisenwalzwerke Deutschlands: Das Tafelwerk. Mit dem dreijährigen Projekt „Teppich aus altem Eisen“ begibt sich LOCI, zusammen mit der Tafelhalle und dem Museum Industriekultur, auf Spurensuche. Durch ungewöhnliche, künstlerisch-partizipative Formate macht LOCI die Transformation des ehemaligen Tafelwerk-Geländes sichtbar.

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Areal von einem bedeutenden Industriezentrum in einen Wohn-, Fürsorge- und Kulturraum verwandelt. Wo einst in Hitze und Staub Menschen gemeinsam an gigantischen Maschinen arbeiteten, stehen heute Wohn- und Betreuungsanlagen für ältere Menschen und das kürzlich erbaute Quartier Tafel mit einkommensorientiert geförderten Wohnungen. Die Spuren der Vergangenheit sind kaum noch sichtbar – und doch sind sie nicht verschwunden. Sie existieren weiter, in den Erinnerungen ehemaliger Arbeiter*innen und Bewohner*innen, in Archiven, in gewachsenen Strukturen, aber auch als fehlende Stadtteil-Identität. 

Das Projekt setzt hier an: Mit den multimedialen Mitteln der darstellenden Kunst soll Nachbarschaftspflege betrieben werden: die „Erben“ des Tafelwerks – die Tafelhalle als Haus der Kunst, das Museum Industriekultur als Ort der Geschichtsvermittlung und die Bewohner*innen des Viertels – werden miteinander in einen neuen Dialog gebracht. Künstlerische und partizipative Methoden stellen Verknüpfungen her: Zwischen der Industrie- und Kulturgeschichte des Areals und den Lebensgeschichten der heutigen Bewohner*innen, die den Wandel in den letzten Jahrzehnten erlebt haben und weiterhin aktiv daran beteiligt sind. Arbeit, Umwelt, Wohnen und Fürsorge sind hierbei die historischen Fäden, die wie bei einem Teppich zu teils unerwarteten Mustern verwoben werden und ein vielschichtiges, neues Narrativ bilden.

Ziel ist es, eine innovative Geschichtserzählung entstehen zu lassen, die Historie nicht linear denkt, sondern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verwebt. Der Mensch als Erzähler*in und Gestalter*in von Geschichte wird ins Zentrum gerückt.

Im ersten Jahr (2025) liegt der Fokus auf der Sammlung und Recherche der Geschichte(n) zum Tafelwerk. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Community-Arbeit. Bei regelmäßigen Treffen der „Tafelrunde“ werden bei Brotzeit und Getränken, (eigene und fremde) Erzählungen, Fotografien und Objekte gesammelt, um eine tiefe Verbindung zur Historie und Transformation des Ortes herzustellen. Darauf aufbauend wird LOCI mit den Teilnehmer*innen einen performativen Stadtteilspaziergang inszenieren. Entlang der Themen Wohnen, Arbeit, Umwelt und Fürsorge entwickeln sie kleine multimediale (Live-)Auftritte, die einen individuellen Blick auf die lokale Geschichte werfen: Welche Teile der Vergangenheit habe ich selbst erlebt oder mitgestaltet? Was ist mir vertraut, was ist mir fremd? Wie blicke ich auf den Wandel, der das Viertel geprägt hat und immer noch prägt?

Im zweiten Jahr (2026) wird der Schwerpunkt auf der künstlerischen Verdichtung der gesammelten Geschichten liegen. Die Erzählungen der Teilnehmer*innen und Zeitzeug*innen und das recherchierte Material werden von LOCI mittels eines theatralen Erinnerungs-Parcours in den Stadtraum des ehemaligen Tafelwerks zurückgebracht.

Im dritten Jahr (2027) lädt LOCI die Bewohner*innen und weiteres Publikum in den großen Saal der Tafelhalle ein: Eine multimediale Rauminszenierung stellt sich der Herausforderung, das Prinzip des Deep Mappings für die Bühne zu übersetzen. Dabei werden Erkenntnisse und Geschichten aus den vorausgegangenen Jahren in einer begehbaren, interaktiven Installation präsentiert, die zwischen (Tanz-) Theater, Medieninstallation und Ausstellung changiert.