unwahrnehmbar-werden. Akerman, Grigorescu

Chantal Akerman, Ion Grigorescu – Kurzfilmprogramm 1

Mit einem Vortrag von Mihaela Chiriac

Do / 23.09.2021 / 19:00 Uhr


Mit einem Vortrag von Mihaela Chiriac (Kuratorin & Autorin, Berlin)

Der autobiografische oder autofiktionale Charakter, der vieler ihrer Filme/Werke zugrunde liegt, ist einer der Ausgangspunkte des hier eröffneten Dialogs zwischen Chantal Akerman und Ion Grigorescu. Der Letztere machte den Übergang vom Pinsel zur Kamera kurz nach dem Abschluss seines Kunststudiums in Bukarest, Ende der 1960er Jahre. Mit der Kamera wollte Grigorescu die Realität in zugleich nüchterner und subjektiver Manier – auch als Gegenreaktion auf die ideologisch aufgezwungenen Konventionen – aufzeichnen. Der eigene Körper diente ihm als Material und Untersuchungsgegenstand. Ein Teil seiner frühen Filme sind Performances für die Kamera. So auch der doppelbelichtete BOXING (RO 1977, 2'29'', stumm), in dem Grigorescu im Boxkampf von seinem versierteren Doppelgänger besiegt wird. Der viel spätere START (RO 2010, 2'02'', ohne Dialog) zeigt, wieder in Doppelbelichtung, den nun gealterten und fragilen Körper des Künstlers, der im grellen Mittagslicht auf einem verlassenen Sportplatz im Wettrennen gegen sich selbst scheitert. Die Entblößung der eigenen Fragilität geht hier weit über den spielerischen und autofiktiven Charakter des früheren Films hinaus und mündet in die erlebte Realität hinein.

Nicht nur in ihren frühen Filmen stellte sich Akerman als Protagonistin vor die Kamera: diese Praxis, die mit ihrem ersten Film, SAUTE MA VILLE, ihren Anfang hatte, formte ihr gesamtes Filmschaffen und endete mit ihrem direktesten und rohsten Film NO HOME MOVIE, der tragischerweise auch ihr letzter sein sollte. In SAUTE MA VILLE (B 1968, 13 Min., ohne Dialog) performt die 18-jährige Akerman mit einer Mischung aus chaplinesker Nonchalance und sich steigernder Manie den Ausbruch aus dem Alltag, indem sie sich selbst und die von ihr chaotisch präparierte Küche in die Luft jagt.

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