Grenzen in der Mitte

Kurzfilmprogramm II

Fr., 14.7. zu Gast: Suli Kurban (Regisseurin), Rahim Shirmahd (Regisseur), Biene Pilavci (Kuratorin)

Fr / 14.07.2023 / 18:30 Uhr

So / 23.07.2023 / 16:00 Uhr


BRUCHSTÜCKE EINER DEUTSCHEN GESCHICHTE
DE 2017, 28 Min., kurd./dt. OmU, Regie: Suli Kurban
BRUCHSTÜCKE EINER DEUTSCHEN GESCHICHTE entfaltet in Erzählsprüngen durch die Zeit eine sehr persönliche und gleichzeitig exemplarische Familiengeschichte in Deutschland. Der Film thematisiert die unmittel- und mittelbare Gewalt, mit der sich staatliche Verwaltungen und Regularien in Biographien einschreiben, inmitten einer abstrakten Flüchtlingskrise. Dabei sucht der Film nach anderen, widerständigen Bildern und Erzählungen, die verdeutlichen, dass das Vergessen und Ignorieren dieser Gewalt auch eine politische Dimension hat. (Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest//2017)

MERRY CHRISTMAS DEUTSCHLAND ODER VORLESUNG ZUR GESCHICHTSTHEORIE II
BRD 1985, 18 Min., Regie: Raoul Peck
Anfang der 80er Jahre studierte der aus Haiti stammende Regisseur Raoul Peck an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Sein während des Studiums entstandener Film MERRY CHRISTMAS DEUTSCHLAND ODER VORLESUNG ZUR GESCHICHTSTHEORIE II ist ein scharfsinniger Essay, in dem sich jener spezifische Dokumentarstil ankündigte, der in späteren Werken zur Entfaltung kommen sollte. In 18 verdichteten Minuten kontrastiert Peck abgefilmte Fernsehübertragungen von Bundestagsdebatten mit Aufnahmen betongrauer Berliner Nachkriegsarchitektur, hin und wieder um Solarisations- und andere experimentelle Effekte ergänzt, und spielt dazu Musik von Vivaldi, Miles Davis sowie Audioaufnahmen unklarer Herkunft, in denen vom Einkaufen und dem Wunsch nach Weltfrieden die Rede ist. Statt einer Erzählstimme in der ersten Person wählt Peck ironische Wörterbuchdefinitionen als Zwischentitel, „Optimismus“, „Demokratie“, dazu Zitate, u.a. des preußischen Generals Clausewitz, „die Kriege gebildeter Völker“ seien „viel weniger grausam und zerstörend als die der ungebildeten“ – ein Trugschluss, gegen den sich Peck nicht nur damals, sondern auch in den folgenden Jahrzehnten immer wieder entschieden verwehrt hat. (Jesse Cumming)

18 MINUTEN ZIVILCOURAGE
DE 1991, 18 Min., Regie: Rahim Shirmahd
18 MINUTEN ZIVILCOURAGE beschäftigt sich mit dem gewaltsamen Tod des Geflüchteten Kiomar Javadi, der 1987 von einem Supermarktangestellten 18 Minuten lang gewürgt wurde, nachdem er des Diebstahls verdächtigt worden war. Der Film sammelt Aussagen von Augenzeugen und Gerichtsprotokolle, um den Tathergang zu rekonstruieren; für den angeblichen Diebstahl findet er keine Anhaltspunkte. Ein Vers von Hölderlin, der unter die Eröffnungsszene gelegt wurde, mahnt nicht nur an die Zwangsbehandlung des Dichters in der Kleinstadt am Neckar, sondern schafft auch eine bildliche Verknüpfung zu der gefängnisähnlichen Geflüchtetenunterkunft, in der Javadi mit seiner Ehefrau gewohnt hat. In den Straßeninterviews werden die Vorurteile deutlich, die viele der befragten Tübinger:innen gegen die Asylbewerber:innen hegen. Sie wollen partout kein rassistisches Motiv erkennen und halten die Proteste, die der Tod des jungen Mannes ausgelöst hat, für übertrieben. In dem Titel des Gedichts, das Erich Fried Kiomar Javadi gewidmet hat, steckt die zentrale Frage des Films: Was wäre, „[w]enn dieser Tote ein Deutscher gewesen wäre”? (Can Sungu)

Fr., 14.7. um 18.30 Uhr, zu Gast: Suli Kurban (Regisseurin), Rahim Shirmahd (Regisseur), Biene Pilavci (Kuratorin)

Eintrittspreise:

Eintritt: 8 €

Eintritt ermäßigt: 7 €Schüler:innen, Studierende, Rentner:innen, Menschen mit einem Schwerbehinderten-Ausweis und Gruppen ab 5 Personen

Eintritt ermäßigt: 6 €U25-Tarif (14 bis 24 Jahre)

Eintritt ermäßigt: 6 €U25-Tarif (14 bis 24 Jahre)

Eintritt ermäßigt: 5 €Inhaber:innen einer Freundschaftskarte

Eintritt ermäßigt: 4 €Kinder bis 13 Jahre und Inhaber:innen eines Nürnberg-Passes oder Arbeitslosenbescheids

Kinotickets sind an unserer Kinokasse erhältlich, im Online-Vorverkauf oder zu den regulären Öffnungszeiten in der Kultur Information im KunstKulturQuartier Nürnberg. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass keine Sitzplatzreservierung möglich ist.
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