29.9. bis 3.10.2022

Das Internationale Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte – NIHRFF präsentiert auch im Jahr zwischen den großen Festivalausgaben hochkarätige Filmkultur mit politischem Anspruch. Vom 29. September bis 3. Oktober werden fünf aktuelle Filme in zehn Programmen gezeigt. Vier Filmschaffende werden ihre Filme persönlich in Nürnberg vorstellen. Dazu gibt es eine exklusive Lesung mit der Regisseurin und Autorin Dr. Grit Lemke.

In THE EARTH IS BLUE AS AN ORANGE nimmt uns Regisseurin Iryna Tsilyk mit in ihre Heimat in die Ostukraine. Hier tobt schon seit 2014 der Krieg. Hier lebt Myroslava, die Kamera studieren möchte. Gegen die Leere des Krieges dreht sie einen Film mit ihrer Familie (1.10. & 3.10.).

Zensierte Bilder, verordnetes Schweigen, Gedanken im Geheimen. Das Leben der syrischen Filmemacherin Diana El Jeiroudi war von Diktatur, Kriegen und Angst geprägt. In REPUBLIC OF SILENCE reflektiert sie eine politische Tragödie epischen Ausmaßes und stellt dieser ein Mosaik zutiefst persönlicher Momente gegenüber (2.10., zu Gast: Diana El Jeiroudi | 3.10.).

Dennis Kötter reist für RIFT FINFINNEE nach Äthiopien in die Peripherie von Addis Abeba. Entstanden ist eine vielstimmige audiovisuelle Erzählung von Menschen, die die stürmische Urbanisierung afrikanischer Gesellschaften ungefragt am eigenen Leib erfahren müssen – mit all ihren Konsequenzen. Denn hier verlaufen die unterschiedlichsten Bruchlinien – zwischen agrarischen und urbanen Praktiken, zwischen ökonomischen und linguistischen Schollen, verschränkt mit unterschiedlichen ethnischen Identitäten, deren Konflikte 2020 in einen erneuten Bürgerkrieg mündeten (30.9., zu Gast: Daniel Kötter | 2.10.).

SHADOW GAME ist ebenso mitreißend spannend wie ästhetisch herausragend: Der Film zeigt das Thema Flucht aus der Perspektive von Teenagern im Alter von 14 bis 17 Jahren, die versuchen über die Balkanroute nach Europa zu gelangen. Sie nennen ihre Flucht „The Game“ – ein lebensgefährliches Spiel, das man jederzeit verlieren kann. Sie versuchen unbemerkt über die nächste Grenze zu kommen: jede Grenzüberquerung ein neues Level, das oft mehrere Anläufe braucht. Aufgeben ist keine Option (29.9., zu Gast: Eefje Blankevoort, angefragt | 2.10.).

Zum Abschluss zeigt der Weekender mit MERCI MAMAN! einen unglaublich fröhlichen und leichten Film, in dem sich die Filmemacherin Sophie Glanddier gemeinsam mit ihrer resoluten 81-jährigen Mutter auf die Suche nach deren Geburtsfamilie macht. Die Spuren führen sie durch ganz Europa und durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts, die bei Pogromen in Russland beginnt und über die Wirren des 2. Weltkriegs bis nach England führt (30.9. | 3.10., zu Gast: Sophie Glanddier).

2013 war Grit Lemke Teil unserer internationalen Festivaljury. Jetzt liest sie am 1.10. aus ihrem ersten Buch – und was für eins! Lemke nimmt uns mit in ihre Heimatstadt Hoyerswerda und arbeitet die Biografie ihrer komplexen Generation auf. In einem dokumentarischen Roman verschränkt sie virtuos die Stimmen der „Kinder von Hoy“ (Suhrkamp) zu einer mitreißenden Oral History von der DDR-Musterstadt, von einer Kindheit im großen Kollektiv, über den Aufbau einer Kultur- und Kunstszene um Gerhard Gundermann, die Wiedervereinigung, Massenentlassungen, eine schnell erstarkende Rechte und die rassistischen Ausschreitungen der frühen 1990er Jahre. Die Kulturszene blieb tatenlos, doch auch für sie war danach nichts mehr so, wie es war …

Vom 26.9. bis 7.10. findet außerdem das Open Eyes-Schulprogramm mit Schulvorstellungen und einer Lehrerfortbildung statt.

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