Die Lust am Entdecken
Die Handlungsgründe, Kunst zu sammeln, sind vielfältig: Für den einen ist Kunst eine Geldanlage, für den anderen pure Leidenschaft. Mal wird nach einem bestimmten Konzept vorgegangen, mal sehr intuitiv eine Linie verfolgt. Für Lothar Fischer war es ein Herzensanliegen, die Lust am Schauen, am Entdecken, am Erleben, aber auch am lebendigen Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen zu sammeln. Unter dem Titel Sammeln! nimmt die Jubiläumsausstellung erstmals die private Sammeltätigkeit des Bildhauers und Museumsstifters Lothar Fischer (1933–2004) und seiner Frau Christel Fischer in den Fokus.
Neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit interessiert ihn vornehmlich die Arbeit befreundeter Kunstschaffender, aber auch Zeugnisse anderer Kulturen. Ehemals selten wurden Werke auf dem Kunstmarkt erworben. Die meisten Stücke gelangen als Geschenke oder im Tausch zu ihm, denn in der Zeit seiner Zusammenarbeit mit den Künstlergruppen SPUR , SPURWIR und GEFLECHT sowie seiner späteren Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste in Berlin war es üblich, Arbeiten untereinander zu tauschen.
Über viele Jahrzehnte ist es Lothar Fischer, der sich bewusst nicht als Sammler sah, gelungen, eine überschaubare Sammlung figurativer Kunst der 1960er bis 2000er Jahre sowie außereuropäische Objekte zusammenzutragen. Anhand von Fotografien wird in der Ausstellung ein Eindruck davon vermittelt, wie das Ehepaar Fischer in München und Berlin mit seinen persönlichen Sammlungsstücken überlebt. Wie diese private Künstler-Kollektion dem Profil des Museums mitgeprägt hat, dokumentieren sie sowohl Aufnahmen von den 60 vergangenen Sonderausstellungen als auch indirekt die lebendige Foto-Wand, welche die Fülle der Aktionen der letzten 20 Jahre erahnen lässt.
Zeitgleich wird die Sonderschau Claudia Mann. Lothar-Fischer-Preis 2023 gezeigt. Im vergangenen Jahr erhielt die 1982 in Wuppertal geborene Bildhauerin, die heute in Düsseldorf lebt und arbeitet, diese dotierte Auszeichnung, die jeweils im Folgejahr mit einer Ausstellung im Museum Lothar Fischer verbunden ist. „Boden ist Skulptur“: Ausgehend von dieser Annahme gestaltet Claudia Mann ein vielseitiges und sensibles Œuvre aus frei modellierten Arbeiten und Abformungen wie Abgüssen, die genau vor- und nachbereitet werden.
Ihr Werk kreist dabei um die Verbindung des menschlichen Körpers zum Boden und zum fühlenden Selbst. So geht sie auch davon aus, dass der Untergrund, auf dem wir stehen, bereits ein skulpturales Potenzial birgt. Durch intensive Reflexion und mit großem körperlichen Einsatz befragt sie die Skulptur kontinuierlich nach ihrem Wesen und ihren Grenzen. So entstehen beispielsweise Abgüsse von modellierten Vertiefungen in der Erde, die sie aushebt, aufrichtet und körpergleich im Raum präsentiert.
Claudia Mann geht es in ihrem bildhauerischen Schaffen um den Menschen, seinen Körper und sein Verhältnis zu dem ihn umgebenden Raum sowie um die Themen Präsenz, Absenz, Rücksichtnahme, Verbundenheit oder Angst. Dabei lautet die zentrale Frage immer: Wo beginnt Skulptur?
Als Geburtstagsgeschenk ermöglicht der Verein der Freunde des Museums Lothar Fischer e.V. vom 23. Juni bis 8. September allen Interessierten kostenlosen Museumseintritt.
Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.
Museum Lothar Fischer
Weiherstraße 7a
92318 Neumarkt i.d.OPf.
Öffnungszeiten: Mi – Fr 14 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 17 Uhr
Telefon: 09181 51 03 48
museum-lothar-fischer.de