Theodor Reichart
Bild IV/63, 1964
Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm
Provenienz / Zugang: Ankauf vom Künstler, 1964
Im Jahr der Gründung des Bauhauses 1919 geboren, besuchte der gelernte Techniker Theo Reichart nach dem Krieg von 1949 bis 1950 Kurse bei Wilhelm Geyer (1900 – 1968) an der Volkshochschule Ulm, aus der 1953 die den Bauhaus-Gedanken aufgreifende Hochschule für Gestaltung hervorging. Im Alter von 35 Jahren nahm Reichart 1954 ein Studium an der Akademie in Nürnberg bei Prof. Hermann Wilhelm (1897 – 1970) auf. Stilistisch wechseln seine Bilder dieser Zeit zwischen einem flüchtigen, von kleinen Pinselstrichen gekennzeichnetem Stil und einer flächigen Malweise, die an die Formensprache der Klassischen Moderne erinnert. Thematisch richtete Reichart den Blick auf das urbane Nachkriegsleben in Nürnberg. In farbenkräftigen Bildern hielt er zum Beispiel Straßenzüge, den ehemaligen Hafen an der Rothenburger Straße sowie den Rosenau-Park fest.
Innerhalb der Nürnberger Künstlergruppe „Der KREIS“, der er 1961 beitrat und bis zu seinem Tod 2003 angehörte, vertrat Reichart eine dezidiert gegenstandslose Position. Das Gemälde „IV/63“ gehört zu einer Serie, die der Künstler 1965 in einer KREIS-Ausstellung in Würzburg zeigte. Als „etwas Maschinenartige[s], in das Farb- und Formkomplexe einmontiert sind“, beschrieb die örtliche Presse die pastosen, mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen spielenden Gemälde. Auch seine Entwürfe für den öffentlichen Raum, wie die Reliefs an der Friedhofsmauer von St. Peter aus dem Jahr 1971, zeigen einen ähnlich strukturierten kompositorischen Aufbau. In seinen abstrakten Werken lotete Reichart immer wieder aufs Neue die Möglichkeiten des Materials im Spannungsfeld von Fläche und Raum aus.
Susann Scholl