Werner Knaupp
Berge 1.9.1996, 1996
Pastell auf Papier
80 x 120 cm
Provenienz/ Zugang: Schenkung Madi und Peter Schmid, 2019
Werner Knaupp ist als einer der profiliertesten Künstler der Gegenwart seiner Heimat stets verbunden geblieben. 1936 in Nürnberg geboren, studierte Knaupp von 1957 bis 1961 und von 1963 bis 1964 an der Nürnberger Kunstakademie bei Fritz Griebel (1899 – 1976), Otto Michael Schmidt (1904 – 1992) und Gerhard Wendland (1910 – 1986). 1986 übernahm er dort selbst den Lehrstuhl für Malerei, den er bis 2001 innehatte. Der documenta-Teilnehmer von 1977 wurde in den 1960er Jahren zunächst mit Kugelschreiberzeichnungen bekannt. Das alltägliche Schreibmittel diente ihm unter anderem zur Übersetzung von landschaftlichen Grundformen, die ihn später auch in anderen Techniken beschäftigten. Anfang der 1970er Jahre wurde Knaupp figürlich. Er suchte nicht nur künstlerisch Grenzsituationen und arbeitete im Nervenkrankenhaus in Bayreuth, im Sterbehaus der Mutter Teresa in Kalkutta und im Krematorium in Nürnberg. Es entstanden reduzierte, häufig gerissene Figuren und Köpfe – eindringliche Menetekel von Leiden, Krankheit und Tod, die er auch skulptural in Eisen umsetzte. Als 1987 die ersten Pastelle entstehen, wandelt sich Knaupps Schaffen erneut. Die Farbe hält Einzug in sein Oeuvre und besetzt Berge, Vulkane, Monde und Sonnen. Fasziniert von extremen Landschaften unternimmt Knaupp abenteuerliche Exkursionen rund um die Welt. Die Landschaft interessiert ihn dort, wo Urgewalten aufeinandertreffen.
Mit dem Thema Berg hat sich Knaupp dabei von Anfang an auseinandergesetzt. Das aus der Sammlung von Madi und Peter Schmid der Kunstvilla zugegangene großformatige Pastell „Berge“ ist mit „1.9.1996“ datiert. Eine kontrastreiche Bergkette in leuchtendem Orange hebt sich vom braunen Hintergrund, sowie dem kobaltblauen Vordergrund ab. Die Gipfel sind mit Konturlinien noch zusätzlich abgegrenzt. „Landschaftliche Formationen sind immer Metaphern für eigene Empfindungen“ sagt Knaupp selbst. Landschafts- und Menschenbild werden eins.
Dr. Andrea Dippel