Karsten Bott – Von Jedem Eins
Karsten Bott (*1960) sammelt alles, was andere wegwerfen oder nicht mehr in Gebrauch haben. Seit 1988 entwickelt er daraus ein „Archiv für Gegenwarts-Geschichte“. Es umfasst mittlerweile über eine halbe Million Gegenstände aus allen Bereichen. In einem Lagergebäude, das zugleich Archiv, Atelier und Büro ist, werden die Objekte sukzessive fotografiert, in einem PC-Programm erfasst und nach Kategorien geordnet.
Möglichst von jedem eins soll das Archiv beherbergen mit dem Ziel, die Dinge vor dem Vergessenwerden zu bewahren und um die Gesellschaft, in der wir leben, über die Gegenstände zu repräsentieren. Es ist fraglos ein Lebensprojekt, das von der wertschätzenden Hinwendung zu jedem einzelnen Gegenstand getragen ist – ganz gleich ob er neuwertig, originalverpackt, gebraucht, defekt oder Abfall ist: Blumentopf, Fensterrahmen, Sofa, Lego-Steine, Joghurtbecher, Lockenstab…
Die Dinge in Karsten Botts Archiv haben ihren oft kurzlebigen Wert im kapital- und wachstumsorientierten Konsumkreislauf verloren. Als „Geschichtsdokumente der Menschheit“, wie Bott seine Sammlung auch nennt, gibt er ihnen einen dauerhaften Wert.
Mit diesem beispiellosen Sammlungsprojekt verweist der Künstler auch auf die historische und gesellschaftliche Dimension des Sammelns, Archivierens und Erinnerns. Seine Ausstellungen führen das eindrücklich vor Augen: Nach Kategorien oder Themen wie Hygiene, Krieg, Badezimmer, Spiel geordnet, breitet Karsten Bott die Dinge flächendeckend am Boden aus: Deutlich wird, dass sie alle in wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen und somit auch in einem Dialog untereinander stehen. Zugleich konfrontiert ein derartiges Meer an Gegenständen mit dem eigenen Verhältnis zu den Dingen und unserer Rolle als Teil einer Wegwerf- und Konsumgesellschaft.
kunst galerie fürth – Städtische Galerie
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